Oda Jaune erobert Paris

Die 29-jährige Witwe von Jörg Immendorff gewinnt auf Anhieb das Pariser Publikum mit faszinierenden, neuen Bildern.

Düsseldorf. Oda Jaune, einst die schöne, junge Frau an der Seite von Jörg Immendorff, ist in Paris zur ernstzunehmenden Künstlerin gereift. Am Wochenende feierte sie einen triumphalen Erfolg in der berühmten Galerie Templon, die von Andy Warhol über Frank Stella bis zu ihrem verstorbenen Mann die Großen der Szene vertritt. Daniel Templon bescheinigt der 29-Jährigen ein "großes Talent".

Die Malerin verzichtete zur Eröffnung auf Designer-Klamotten, begnügte sich mit einer weißen Bluse und einer schwarzen Hose. Sie will nicht länger als Vip-Person fungieren, sondern als Künstlerin akzeptiert werden. Das ist ihr auch sofort gelungen.

Zur Vernissage hing fast an jedem ihrer namenlosen Bilder ein roter Stecknadelkopf, das Zeichen für den Verkauf. Egal, ob bedrohliche, grausige oder groteske Motive, die Sammler schlugen zu. Die Pariser Kundschaft lasse sich nicht durch leblose Körper, Alpträume oder fehlende Köpfe in den Motiven irritieren, hieß es in der Galerie.

Daniel Templon, nach 43 ruhmreichen Galerie-Jahren so etwas wie eine Ikone der Pariser Kunstszene, sagte im Gespräch: "Oda Jaune hat ein völlig neues, französisches Publikum gewonnen." Käufer aus Düsseldorf scheinen sich nicht darunter befunden zu haben.

Still und gesetzt ging es zur Eröffnung zu. Während in der Landeshauptstadt bei solchen Ereignissen Künstler in Scharen auftauchen, aber verständlicherweise nichts kaufen, ist die Pariser Klientel ruhig und besonnen. Die Sammler mischten sich gar nicht erst unter die Kreativen, sondern ließen sich vor der Eröffnung beraten und von den guten Farbkompositionen überzeugen.

Erst wenige Tage vor der Eröffnung traf aus Oda Jaunes Düsseldorfer Atelier das kapitalste Bild ein, ein fünf Meter breites Gemälde. Es musste aus dem Rahmen genommen und aufgerollt werden, sonst hätte es nicht durch die Tür der Galerie gepasst. Es fasziniert durch seine betörenden grünen Farben und die rätselhaften Figuren. Wegen seiner Größe dürfte es das einzige Bild sein, das für einen fünfstelligen Betrag noch zu haben ist.

Zur Eröffnung sprach die Künstlerin Englisch. Wenn sie jetzt mehr Zeit hat, will sie einen Französisch-Kurs buchen, um so sicher zu sprechen wie ihr Töchterchen Ida, das längst fit für Paris ist. Aber auch der Mutter sind ein paar französische Vokabeln geläufig, wohnt doch ihr Bruder in Südfrankreich.

Inzwischen ist auch eine Wohnung im Intellektuellen-Viertel von Saint Germain im 6.Arrondissement gefunden, die noch nicht eingerichtet ist. Dort fand eine Fete statt. Odas Freund, der Musiker Fetisch, legte Platten auf und bestückte den kahlen Raum mit Blaulicht-Lampen, um trotz der kahlen Wände für Atmosphäre zu sorgen.

Im Einbauschrank lehnten zwei kleine Bilder hinter Glas. Die hatte Oda auf dem Flohmarkt gekauft, denn ganz ohne Bilder - egal ob eigene oder fremde - kommt sie in ihrer noch leeren Wohnung nicht aus.

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