Fifty-Fifty Obdachlose kritisieren die Stadt

Fifty-Fifty kritisiert, dass Wohnungslose von Notschlafstellen abgewiesen werden. Verein fordert eine bessere Winterhilfe und Wohnraum.

Fifty-Fifty: Obdachlose kritisieren die Stadt
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Es ist kalt zurzeit, tagsüber und nachts. Und obwohl es laut Stadt genügend Notschlafstellen und Hilfsangebote für Obdachlose gibt, verbringen Männer und Frauen auch bitterkalte Nächte auf der Straße und in Parks. Fifty-Fifty, die gemeinnützige Organisation, die Obdachlose mit vielen Projekten unterstützt, bat deshalb am Donnerstag die Medien zum Termin, um die Gründe zu erläutern und Verbesserungen zu fordern.

Fifty-Fifty: Obdachlose kritisieren die Stadt
Foto: Sergej Lepke

Treffpunkt ist der Platz vor dem „Kom(m)ödchen“ in der Altstadt. Hier starb in einer kalten Nacht kurz nach Weihnachten die Obdachlose Elli. Sascha (41) erzählt: „Ich habe mit Elli Platte gemacht.“ Sascha war in Haft, hat keine Arbeit, hat kein Geld. Er wünscht sich eine eigene kleine Wohnung. Zum Glück hat er einen guten Freund seit 30 Jahren, bei dem kann der Mann jetzt erst mal wohnen.

Chris ist 24. Er verbringt zurzeit die bitterkalten Nächte mit ein paar anderen und seinem Hund Molly im Zelt. Im Hofgarten. Chris war vor Jahren schon mal obdachlos. Dann hat er als Handwerker gearbeitet. Als er keine Arbeit mehr hatte, konnte er die Untermiete nicht mehr zahlen. Flog aus der Wohnung raus. Der gepflegte junge Mann wünscht sich nichts sehnlicher als ein kleines eigenes Heim für sich und Molly. Doch Vermieter lehnen ihn ab. „Wegen des Hundes oder weil ich Hartz IV bekomme.“ Doch erst, wenn er wieder eine Wohnung habe, könne er ein geregeltes Leben führen.

Oliver Ongaro von Fifty-Fifty lässt die Obdachlosen erzählen. Sie stehen beispielhaft für die Probleme, die er anprangert. Schon länger. Man habe Rücksicht genommen auf die Stadt, die auch für Flüchtlinge Unterkünfte bauen und finden müsse. Doch an diesen eisigen Tagen ist Schluss mit der Zurückhaltung.

So kritisiert Fifty-Fifty, dass Obdachlose mit Hunden wie Chris, aber auch Paare ohne Wohnsitz und Alkoholisierte in Notschlafstellen abgewiesen werden. Zudem gebe es nicht mehr wie früher bei Kälte ein Wärmezelt am Rheinufer, kritisiert Holger Kirchhöfer von der Altstadt-Armenküche. Und fassungslos macht Oliver Ongaro, dass die Winternotschlafstelle auf der Prinz-Georg-Straße nur öffne, „wenn die Temperatur auch tagsüber bereits unter Null Grad sinkt.“ Sein Kommentar: „Kein Wohnungsloser hat ein Thermometer dabei, um zu erfahren, ob dort geöffnet ist.“

Das Problem bestätigt Chris: „Es ist nie klar, wann geöffnet ist. Und um 6 Uhr geht das Licht an, um 7 Uhr ist es dann aber draußen immer noch kalt.“ Da übernachte er lieber mit Matten und Decken im Zelt.

Oliver Ongaro nennt weitere Probleme. Die würden EU-Ausländer betreffen, die die Notschlafstellen aufsuchen. „Sie werden nach drei Tagen darauf hingewiesen, dass sie hier nicht leistungsberechtigt sind.“ Man verweise sie an das Sozialamt ihres Heimatlandes.

Fifty-Fifty kritisiert, dass die Stadt es über Jahre versäumt habe, günstigen Wohnraum zu schaffen oder zu halten. Das sei mit der Flüchtlingsproblematik deutlich geworden. „Die Menschen bleiben zu lange in Notunterkünften, man muss Wohnraum schaffen und sie dann mit Hilfsangeboten begleiten.“ Hier appelliert er an Stadt und die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWD).

120 bis 180 Obdachlose leben auf der Straße, laut Stadt. Doch diese Zählung bezweifelt Fifty-Fifty. Dort weiß man von Baracken und leer stehenden Häusern am Flughafen oder in Oberbilk, in denen bis zu 50 Leute Unterschlupf suchten.

Fifty-Fifty fordert auch die Rheinbahn erneut auf, wie anderswo U-Bahnhöfe im Winter für Obdachlose zu öffnen.

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