Noch einmal Suche nach Debbie

1996 verschwand Deborah Sassen. Am Mittwoch fahndet „XY“ im Rahmen einer Spezialausgabe.

Düsseldorf. Es gibt Kriminalfälle, die nie vergessen sind. Auch nach mehr als 16 Jahren nicht. Kaum jemand weiß das besser als Ermittler Dietmar Wixfort. 13 Jahre suchte er nach dem Täter, der die kleine Deborah Sassen entführte.

Dann ließ er sich ins ruhigere Neuss versetzen. Aber noch immer kann er die Ereignisse jenes Tages ohne Zögern und Überlegen schildern: „Sie verschwand am 13. Februar 1996, wurde um 12 Uhr zuletzt lebend gesehen. Es war ein Dienstag, zwei Tage vor Altweiber.“

Am Mittwoch sucht die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ in einer Spezialausgabe um 20.15 Uhr noch einmal nach Zeugen in dem Vermisstenfall.

Die Familie der achtjährigen Debbie war damals gerade von Meerbusch nach Düsseldorf gezogen. Das fröhliche blonde Mädchen hatte sich rasch eingewöhnt. An jenem 13. Februar wollte die Zweitklässlerin nach dem Schwimmunterricht noch kurz in die Schule, um ihren Tornister zu holen. Als sie nicht zum Mittagessen nach Hause kam, meldete ihr Vater sie um 14.42 Uhr als vermisst.

Dietmar Wixfort leitete damals die Ermittlungskommission, die mit zig Beamten Anwohner im Viertel rund um die Schule an der Wiesdorfer Straße in Wersten befragte. Er ging Hinweisen auf blonde Mädchen nach — bis nach Mallorca. Noch Jahre nach Debbies Verschwinden ließ er ein Gartengelände in Uninähe eine Woche lang von Geologen umgraben, weil es einen vagen Hinweis auf einen Missbrauch dort gab. Doch alle Hinweise, alle Spuren führten ihn und sein Team in Sackgassen.

Dietmar Wixfort lässt sich dieser Tage nicht gern auf den Fall ansprechen — zu sehr wird angesichts der neuerlichen Medienpräsenz des Falles das traurige Schicksal von Debbies Familie ausgeschlachtet, die an der ständigen Hoffnung und Enttäuschung zerbrach.

Dennoch wird Debbies Mutter Dagmar Funke am Mittwoch selbst im Studio sitzen und die Bevölkerung noch einmal um Hinweise bitten. Die Familie klammert sich bis heute an jeden Strohhalm, der verspricht, das Schicksal von Debbie doch noch ans Licht zu bringen.

„Hoffnung hat man immer — und muss man auch haben“, sagt Staatsanwalt Matthias Ridder, der die Ermittlungen in Düsseldorf inzwischen übernommen hat. Man könne nie ausschließen, dass auch nach über 16 Jahren noch ein entscheidender Hinweise eingehe.

Darauf verweist auch die Presseagentur der ZDF-Sendung, die sich nicht den Verdacht gefallen lassen will, mit dem traurigen Fall Quote zu machen. Der Anstoß zur Ausstrahlung komme zumeist von der Kripo selbst, sagt Isabella Scholz von der Agentur.

„Ohne Erlaubnis der Ermittlungsbehörden können wir nichts machen.“ Und: Im vergangenen Jahr wurde nach einer XY-Ausgabe der gewaltsame Tod von Lolita Brieger aufgeklärt — nach fast drei Jahrzehnten. Ein Zeuge meldete sich und gab später zu, dem damaligen Freund der schwangeren 18-Jährigen bei der Beseitigung der Leiche geholfen zu haben.

Die sterblichen Überreste der lange vermissten Frau wurden gefunden, der inzwischen 50-jährige Täter vor Gericht gestellt. Allerdings wurde er im Juni dieses Jahres freigesprochen: Das Gericht wertete die Tat als Totschlag, der verjährt sei. Aber für die Familie Lolita Briegers herrscht endlich Klarheit. Etwas, das auch Debbies Angehörigen zu wünschen wäre. So oder so.

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