Niederkassel: 3000 Gäste bei den „Pornos“

„Röck em Dörp“ lockte die Fans unter die Nordbrücke. Währenddessen gibt es in Oberkassel Proteste wegen der dortigen Kirmes.

Düsseldorf. In glänzenden, pink-farbigen Anzügen, passend dazu rosarote Perücken, agierte am Samstag die Kultband Porno al Forno im Zelt des Wirts Karlheinz Oellers unter der Theodor-Heuss-Brücke. Die vielen jungen Fans waren begeistert. Wo sonst Grenadiere, Hubertus-Jäger oder Mitglieder des Tambour-Corps in traditionellen Uniformen den Ton angeben, ging es auf der Bühne und vor der Bühne hoch her. Die beliebte Düsseldorfer Gruppe hat in den zehn Jahren ihres Bestehens so viel Furore gemacht, dass Schützenchefin Britta Damm und Frank Vossen als zweiter Schützenchef von den schrägen Spaßmachern nicht lassen können. Die "Pornos" traten im dritten Jahr auf. Und stets sammeln die Schützen das ganze Jahr über das nötige Geld, damit das Publikum freien Eintritt hat.

Für 22 Uhr waren die Musiker mit den großen Sonnenbrillen und den wilden, geradezu haarsträubenden Perücken angesagt. Zu diesem Zeitpunkt fand ein Besucherwechsel im Zelt statt. Die Alteingesessenen verließen die Bierstände, während die jüngere Generation herbeiströmte. Die Nachtschwärmer kamen nicht nur aus Niederkassel, sondern aus dem gesamten linksrheinischen Raum. Einige Fans verirrten sich auch aus dem Rechtsrheinischen, unter ihnen sogar eine Staatssekretärin aus dem Finanzministerium.

Mit Veranstaltungen wie dem "Niederkasseler Treff", dem fast jetzt schon ausverkauften "Oktoberfest" (9. Oktober) und eben mit "Rock em Dörp" am Kirmes-Samstag gewinnt das Brauchtum in dem einstmals verschlafenen Niederkassel neuen Schwung. Die Zeiten, da die Anlieger stolz auf ihr idyllisches "Dörp" waren und eine Straße sogar "Beim Dorf" nannten, sind längst vorbei. Die Straße heißt noch heute so, aber der Stadtteil liegt fest in den Händen der jüngeren Leute, die keine Bauern mehr sind, sondern Zugezogene. Sie lieben einen neuen Lifestyle und sind stets dabei, wenn Feste gefeiert werden. Das hat auch der Vorstand der Tonnengarde begriffen. Dort ist gleichfalls die Jugend im Vormarsch. Guiseppe Saitta vom Barbarossaplatz weiß das vom Saitta-Fest schon lange.

Ein Schützenfest also als Riesenparty, bei der rund 3000 Fans auftauchten, im Zelt oder davor. Britta Damm meinte stolz: "Bei uns ist es oft fast so voll wie auf der großen Kirmes. Unter der Theodor-Heuss-Brücke ist es schwarz vor Menschen."

Die Musik-Party klang erst gegen 2 Uhr am nächsten Morgen aus. Ohne Bürgerproteste übrigens. Frank Vossen meinte gestern rückblickend: "Bei uns meckert niemand. Bei uns gibt es ja auch keine Nachbarn."

Anders in Oberkassel. Hier erhielt Oberbürgermeister Dirk Elbers am Montag vom "Anwohner Schutz Verein Oberkassel" einen offenen Brief. Er richtete sich gegen die Kirmesverlängerung um einen Tag ab nächstem Jahr. Marianne Franke und Ursula Op den Berg wollen in ihrem Schreiben wissen, was die Stadt für Maßnahmen ergreift, um die zulässigen Grenzwerte für Lärmimmissionen einzuhalten. Die Verlängerung um einen Tag sei immer auch die Verlängerung für eine Nacht, in der die Nachtruhe der Anwohner durch übermäßigen Kirmeslärm gestört werde.

Der Verein droht mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Elbers und gegen Beamte des Ordnungsamtes. Man warte nur noch die Antwort auf den offenen Brief ab.

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