Neues Gymnasium liegt auf Eis

Der Run aufs Gymnasium hält an, das „Fliedner“ richtet sogar sechs Züge ein. Stadt sieht Bedarf für neue Schule erst 2017.

Neues Gymnasium liegt auf Eis
Foto: Lepke

Düsseldorf. Die Gymnasien erwarten im Sommer wieder einen großen Ansturm von neuen Fünftklässlern. Bei den 17 städtischen Gymnasien beginnt die Anmeldephase erst im März, doch die konfessionellen Schulen schließen ihre jetzt schon ab. Nach WZ-Informationen richtet das Theodor-Fliedner-Gymnasium in Kaiserswerth (Träger ist die evangelische Kirche) erstmals sechs Züge in der Jahrgangsstufe 5 ein.

Die Stadt sieht das gerne: „Wir sind für jede Kapazitätserweiterung dankbar“, sagt Schuldezernent Burkhard Hintzsche. Gerüchte, die Stadt beteilige sich sogar an den Mehrkosten für das kirchliche Gymnasium, weist Hintzsche aber zurück: „Das stimmt in keiner Form.“

Klar ist aber, dass die Fliedner-Erweiterung ein wenig Druck von anderen Gymnasien im Norden nehmen dürfte, etwa vom „Max Planck“. Fast nirgendwo gibt es noch Gymnasialklassen mit weniger als 30 Schülern.

Als zweiter religiöser Helfer würde sich gerne die Jüdische Gemeinde entpuppen. Denn sie plant schon länger die Einführung eines Jüdischen Gymnasiums, das zur Hälfte auch Schüler anderer Konfessionen aufnimmt. Als Standort wird die verwaiste Kartause-Hain-Schule in Unterrath favorisiert. „Vom Land haben wir Grünes Licht bekommen, leider ist nur immer noch kein Gespräch mit OB Elbers zustande gekommen“, sagt Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Gemeinde. Er verhehlt nicht, dass es ohne finanzielle Unterstützung der Stadt nicht geht. Ein Schulstart noch 2014 hat sich erledigt, jetzt soll es 2015 klappen.

Auf jeden Fall kann die Stadt vorerst auf die Einrichtung eines neuen Gymnasiums, wie sie bereits seit 2012 diskutiert wird, verzichten. „Im nächsten Schuljahr ist das nicht erforderlich“, sagt Hintzsche. Er bleibt jedoch dabei, „dass wir bis 2017 mindestens ein weiteres Gymnasium benötigen, unabhängig von einem jüdischen“. Das gebiete die Bevölkerungsentwicklung: „Wenn die Übergangsquote von der Grundschule aufs Gymnasium bei 50 Prozent bleibt, fehlen 2017 laut Prognose etwa 1700 Plätze an Gymnasien.“ Hintzsche betont indes, dafür müsse es keinen teuren Neubau geben, vielmehr könnten nicht mehr gebrauchte Schulgebäude als Lösung dienen. Oder Dependancen an benachbarten Schulen.

Der Vorsitzende des Schulausschusses hält hingegen nichts von einem weiteren Gymnasium: „Längst nicht alle werden von der Nachfrage überrannt“, sagt Wolfgang Scheffler (Grüne). Vor allem aber dürfe man nicht nur auf die Schülerzahlen der Unterstufe blicken: „Die Abbrecherquote an unseren Gymnasien liegt schon bis zur Klasse 8 bei über 20 Prozent, in die Oberstufe schaffen es noch weniger“, sagt er. Es gehe nicht an, dass man in der „5“ munter alle aufnehme und danach werde ausgesiebt. Scheffler: „Viele Gymnasien müssten ihre Schüler mehr fördern, dann können sie sie auch halten.“

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