Verkehrsverbund Rhein-Ruhr Neue Züge für die S 28: Bahnhöfe sind zu hoch

Die S 28 soll künftig mit Strom fahren. Die neuen Züge sind jedoch niedriger als die Bahnhöfe, es wird umgebaut. Probleme sind absehbar.

Eine Simulation: So sollen die neuen Züge aussehen — zumindest nach erstem Planungsstand des Herstellers, kleinere Änderungen vorbehalten.

Eine Simulation: So sollen die neuen Züge aussehen — zumindest nach erstem Planungsstand des Herstellers, kleinere Änderungen vorbehalten.

Foto: VRR

Düsseldorf. Mit Dieselantrieb fährt die Regiobahn-Linie S 28 seit 1999 durch Düsseldorf, Neuss und den Kreis Mettmann. Dieses Kapitel des fossilen Kraftstoffs wollen die Fahrgesellschaft und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) jedoch bald beenden. Und haben bei einem Schweizer Hersteller zehn neue Züge bestellt, die ab 2021 auf der S-Bahnlinie eingesetzt werden sollen. Anders als ihre aktuell noch verkehrenden Vorgängermodelle fahren die neuen Züge mit Strom.

Diese Züge, hier in Erkrath, werden ausgemustert. Foto: Golsch

Diese Züge, hier in Erkrath, werden ausgemustert. Foto: Golsch

Foto: Golsch, Nikolas (nigo)

Allerdings liegen die Fahrzeuge auch rund 20 Zentimeter tiefer auf der Schiene. Und das bringt Probleme mit sich: Sämtliche Bahnhöfe in der Landeshauptstadt sind dann zu hoch für die modernen Züge. Dieses Problem ist nicht neu und führte schon im Dezember 2014 zu Kritik, als die Deutsche Bahn ihrerseits neue Züge auf der Linie S 8 (Hagen — Mönchengladbach) in Betrieb nahm — ebenfalls mit einer niedrigeren Einstiegshöhe als die Vorgängermodelle. Rollstuhlfahrern, Senioren und Eltern mit Kinderwagen bereitet die Stufe zwischen Zug und Bahnsteigkante beim Aus- und Einstieg seitdem Probleme.

Vor diesem Problem könnten dann ab 2021 auch Fahrgäste der Linie S 28 stehen. Zumindest für eine Zeit: „Unser Ziel ist es, die Bahnsteighöhen entsprechend anzupassen“, sagt Dino Niemann, Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. Das könne entweder durch ein Anheben der Gleise im Bahnhofsbereich oder ein Absenken des Bahnsteiges geschehen; auf Düsseldorfer Gebiet sind sieben Bahnhöfe von diesem Problem betroffen.

Zum Teil soll das bis 2021 schon geschehen. „Einige Bahnhöfe auf dieser Strecke sind Teil der Modernisierungsoffensive und sollen schon in den kommenden Jahren umgebaut werden“, sagt Niemann. Konkret trifft das auf die Bahnhöfe Bilk, Völklinger Straße und Friedrichstadt zu. Bei den verbleibenden Stationen werde zurzeit die Machbarkeit verschiedener Umbaumaßnahmen geprüft. „Bis 2021 werden die Arbeiten bestimmt noch nicht komplett abgeschlossen sein“, sagt der VRR-Sprecher: „Es wird eine Übergangsphase geben.“

Wie lange es dauert, bis alle sieben Bahnhöfe auf die neue Einstiegshöhe von 76 Zentimetern angepasst sind, könne er derzeit noch nicht voraussehen, Planungen lägen schlicht noch nicht vor. Er verspricht aber, dass es Rampen an den Türen der neuen Züge geben wird, die Rollstuhlfahrern den Einstieg erleichtern.

Auch nach dem Umbau wird es aber nicht reibungslos laufen: Denn zumindest an einem Teil der Bahnhöfe halten neben S 28 und S 8 andere Linien (S 11 bzw. S 68), die noch mit alten und höheren Zügen bedient werden. Zwar sollen auf diesen Linien auch neue Züge zum Einsatz kommen — wann aber, steht noch nicht fest. Der VRR spricht von einen „späteren Zeitpunkt“.

Die neuen Züge sollen jedoch auch viele Vorteile mit sich bringen, sagt Joachim Korn, Bauherrenvertreter der Regiobahn mit Sitz in Mettmann. „Die neuen Züge sind durch den Stromantrieb umweltfreundlicher und können schneller anfahren.“ Dadurch sollen Verspätungen schneller aufgeholt werden.

Zudem soll jeder Zug über sechs statt bisher zwei Türen verfügen, um das Ein- und Aussteigen zu beschleunigen. Auch bieten die neuen Fahrzeuge mehr Platz: Statt derzeit 98, sollen die neuen Züge 180 Sitzplätze an Bord haben, vorgesehen ist auch ein behindertengerechtes WC, die aktuellen Züge haben keins.

In Düsseldorf ist die Infrastruktur, bestehend aus Strommasten und Oberleitungen, für die neuen S-Bahnen bereits vorhanden — die S 28 nutzt hier seit jeher das Schienennetz der Deutschen Bahn. Auf den der Linie eigenen Streckenabschnitten in Kaarst, Erkrath und Mettmann hingegen wird ab Herbst dieses Jahres mit Rodungen am Streckenrand begonnen, um den Bau von Masten und Oberleitungen vorzubereiten.

Noch bevor die neuen Züge kommen, soll die Strecke der Regiobahn erweitert sein. Aus Kaarst über Düsseldorf kommend, sollen die S-Bahnen künftig nicht mehr in Mettmann, sondern am Wuppertaler Hauptbahnhof enden. Das ist seit Jahren geplant, der Zeitplan musste jedoch jüngst korrigiert werden. Mittlerweile steht fest: Nicht Ende 2017 werden die ersten Züge rollen, frühestens 2019.

Grund dafür sei die noch fehlende Baugenehmigung, sagt Joachim Korn: „Uns liegt derzeit nur die Baugenehmigung für zwei Brücken vor, nicht aber für den neuen Streckenabschnitt.“ Der ist nötig, um die vorhandene Strecke mit der der S 9 (Wuppertal — Bottrop) zu verbinden. Von dort aus sollen die Züge dann über Vohwinkel, Zoo und Steinbeck zum Hauptbahnhof fahren. Zudem soll zwischen Mettmann und Wuppertal der neue Haltepunkt Hanenfurth-Düssel entstehen.

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