Neu: Hilfe für Regenbogenfamilien

Nicht jede Familie besteht aus Vater, Mutter, Kind. In einigen gibt es heute zwei Väter oder zwei Mütter. Die Beratungsstelle der Awo will diese Familien nun unterstützen.

Sozialpädagogin Vivian Donner (v.l.) von der Awo, der Leiter der Erziehungsberatungsstelle Eller, Klaus Trömer, und Michaela Herbertz-Floßdorf von der Landesarbeitsgemeinschaft Regenbogenfamilien stellten am Dienstag die neue Beratungsstelle für Regenbogenfamilien vor.

Sozialpädagogin Vivian Donner (v.l.) von der Awo, der Leiter der Erziehungsberatungsstelle Eller, Klaus Trömer, und Michaela Herbertz-Floßdorf von der Landesarbeitsgemeinschaft Regenbogenfamilien stellten am Dienstag die neue Beratungsstelle für Regenbogenfamilien vor.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Bunte Nikoläuse stehen auf dem Tisch. So bunt wie sie sind, so unterschiedlich sind auch die Varianten, in denen Familie heute gelebt wird. „Regenbogenfamilien sind Familien, bei denen mindestens ein Elternteil homosexuell, bisexuell, queer oder transgender ist“, sagt Vivian Donner. Die Diplom-Sozialpädagogin ist Fachberaterin bei der neuen Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt (Awo) für Regenbogenfamilien an der Schloßallee 12c. Wie viele Familien in Düsseldorf in die Kategorie Regenbogen fallen, ist noch nicht ermittelt.

Die Probleme, die auf die Regenbogenfamilien zu kommen, sind vielfältig. Neben Erziehungsproblemen und der Schwierigkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren — womit wohl jede Familie zu kämpfen hat — kommen oft noch mal spezielle Schwierigkeiten auf sie zu. So fängt es schon damit an, überhaupt Eltern zu werden: „Es gibt jetzt zwar die Ehe für alle, aber trotzdem sind homosexuelle Eheleute noch nicht gleichgestellt. So müssen die leiblichen Kinder des anderen noch adoptiert werden, was bei heterosexuellen Eheleuten ja nicht der Fall ist“, sagt Michaela Herbertz-Floßdorf, Initiatorin der Landesarbeitsgemeinschaft Regenbogenfamilien in NRW. Sie ist gezielt an die Awo herangetreten, um die Beratungsstelle zu eröffnen: „Uns war es wichtig, keinen konventionellen Verband ins Boot zu holen, wie einen katholischen, sondern einen, der die Offenheit lebt und sie zu seinen Statuten zählt. Wie die Awo“, sagte Herbertz-Floßdorf.

Der Wunsch, etwas für Regenbogenfamilien zu tun, war schon länger da: „Schon kurz nach den Kommunalwahlen 2014 hat sich die Ampel-Regierung zusammengesetzt und überlegt, wie die Hilfe aussehen könnte — das war damals noch nicht klar“, sagt Ursula Holtmann-Schnieder, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses im Rathaus.

Ein anderes Problem, dem sich Regenbogenfamilien stellen müssen, ist der Umgang der Gesellschaft mit ihnen. So würden Kinder und Eltern oft gefragt, wer denn die biologischen Eltern seien oder ob bei homosexuellen Paaren nicht ein Vater oder eine Mutter fehle. Dabei fehle ihnen gar nichts. Die Akzeptanz für andere Familienmodelle sei noch nicht in vollem Umfang vorhanden. Dem möchte die Beratungsstelle entgegenwirken und in Kitas, Schulen und anderen Einrichtungen die Mitarbeiter schulen, damit sie lernen, mit den unterschiedlichen Familienmodellen umzugehen.

„Oft müssen sich die Kinder erklären, warum sie zwei Mütter oder Väter haben, aber das sollen sie nicht müssen. Die Erzieher sollen so geschult werden, dass sie das Erklären für die Kinder übernehmen.“, sagt Vivian Donner. „Unser Ziel ist es, dass Regenbogenfamilien irgendwann dazu gehören und keine eigene Beratungsstelle mehr brauchen“, sagt Michael Kipshagen, Kreisgeschäftsführer der Awo Düsseldorf. Deswegen ist die vom der Stadt Düsseldorf finanzierte Beratungsstelle für Regenbogenfamilien an die Erziehungsberatungsstelle der Awo in Eller angeschlossen. Dieser Zusammenschluss ist der erste seiner Art in Deutschland. „Was wir leisten können, ist, ein reichhaltiges Angebot für Familien zur Verfügung zu stellen — davon profitieren alle“, sagt Klaus Trömer, Leiter der Erziehungsberatungsstelle Eller. Es ist auch schon ein Fachtag für den Sommer 2018 geplant, wo das Thema Regenbogenfamilie der Düsseldorfer Fachgesellschaft näher gebracht werden soll.

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