Nach Diesel-Urteil: Neuer Anlauf für autofreien Sonntag

In Düsseldorf ist der Widerstand gegen Fahrverbote groß und die Liste anderer Maßnahmen lang. Der autofreie Sonntag hat dabei pädagogische und symbolische Bedeutung.

Nach Diesel-Urteil: Neuer Anlauf für autofreien Sonntag
Foto: Annic Völkel

Selten haben so viele Organisationen und Politiker Stellungnahmen zu einem Düsseldorfer Thema abgegeben, selten waren die Unterschiede zwischen all diesen Meinungsäußerungen so gering. Von Greenpeace bis zu den Familienunternehmern, vom Bundestagsabgeordneten bis zum Ratsherrn, von der Gewerkschaft bis zur Handwerkskammer reichten die Beiträge, die allesamt erklärten, warum ein Fahrverbot für Diesel nicht kommen kann — je nach Gründungszweck zum Schutz von Arbeitnehmern, Handwerkern oder Familienunternehmen. Die Forderung nach der Blauen Plakette bildete die maximale Abweichung von der herrschenden Meinung.

Welche Folgen das Urteil von Leipzig für Düsseldorf hat, liegt nun in den Händen der Bezirksregierung. Sie entscheidet, ob Fahrverbote ein angemessenes Mittel sind, um die erforderlichen Luftwerte zu erreichen. Angesichts der Abneigung gegen das Verbot werden alle anderen möglichen Schritte (siehe nebenstehenden Text) intensiv diskutiert. Das gilt auch für Idee eines autofreien Sonntags in Düsseldorf. Seine positiven Folgen für die Luftqualität wären zwar überschaubar, aber der pädagogische und der symbolische Wert wären hoch. Seht, es geht auch ohne, wäre die Botschaft.

Der neue Grünen-Bürgermeister Wolfgang Scheffler will den Gedanken zurück in die politische Diskussion bringen: „Da bin ich sehr für, wir werden einen solchen Tag in unsere Partei auf der Klausurtagung am Wochenende besprechen“, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel hat Sympathien für die Idee: „Das passt gut zum urbanen Leben und ich bin ganz sicher, dass auch selbst skeptische Menschen an so etwas Spaß hätten“, sagte er. Zugleich betonte er, dass dies unabhängig von Klagen und Urteilen ein unterstützenswerter Ansatz sei. „Wir sollten uns unser kommunales Handeln nicht von Gerichten vorschreiben lassen.“

Die Diskussion um einen autofreien Sonntag gibt es seit mehr als zwei Jahren in Düsseldorf. Unter anderem hatte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) den Vorschlag in die politischen Gremien gebracht. Er verwies damals auf Paris. Die französische Hauptstadt hatte bereits im Jahr zuvor einen autofreien Sonntag veranstaltet, offensichtlich mit Erfolg, denn weitere Termine folgten.

In Deutschland ist Hannover einer der Vorreiter. Die Stadt hat für den 3. Juni den nächsten, mittlerweile neunten autofreien Tag angekündigt. Zwischen 12 und 18 Uhr dürfen ausschließlich Rettungswagen, Taxen und Bussen in der niedersächsischen Hauptstadt motorisiert unterwegs sein. Die Nachbarstadt im Süden Düsseldorfs hat das in einzelnen Stadtteilen das Konzept erprobt, so wurde im vergangenen Sommer in Köln-Deutz der „Tag des guten Lebens“ mit entsprechendem Programm gefeiert.

Geisel und Scheffler müssten an einem autofreien Sonntag die Dienstwagen stehen lassen, die sie auch heute fahren. Scheffler fährt einen Hybrid-Mercedes, Geisel hat einen Diesel, aber mit Euro-6-Norm.

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