Mutter Ey kehrt in die Altstadt zurück

Das Denkmal von Bert Gerresheim steht am Eingang zum neuen Andreas-Quartier. Der Bildhauer hat die Kunstmäzenin noch selbst gekannt.

Mutter Ey kehrt in die Altstadt zurück
Foto: Melanie Zanin

Der legendären Mutter Ey ein Denkmal zu setzen — die Idee hatten die Düsseldorfer Jonges seit langem. Doch bislang fand man nicht den richtigen Platz für das Monument. Mit dem Neubau des Andreas-Quartiers eröffnete sich die Chance, die Kunstmäzenin endlich zu würdigen. Für Bildhauer Bert Gerresheim eine Herzensangelegenheit, denn er kannte Johanna Ey noch persönlich. Gestern wurde das Denkmal auf dem neu geschaffenen Mutter-Ey-Platz an der Neubrückstraße vom Künstler persönlich enthüllt. In Gegenwart von zahlreichen Ehrengästen, darunter Oberbürgermeister Thomas Geisel und Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven.

Gerresheim erinnert sich noch gut an die Begegnung im Jahr 1947, drei Monate, bevor Mutter Ey gestorben ist: „Meine Mutter ist mit mir damals zu ihr gegangen. Sie hat sich meine Bilder und Kritzeleien angesehen und meinte, da sei Hopfen und Malz verloren. Schicken Sie ihren Sohn zur Kunstakademie:“ Den Weg schlug Gerresheim, der damals zwölf Jahre alt war, auch ein. Johanna Ey habe wie „zerzaustes Monument“ gewirkt: „Aber sie war sich ihrer Bedeutung wohl bewusst.“

Der Bildhauer hat 81 Jahre alt werden müssen, um sich den langgehegten Wunsch erfüllen zu können. „Ich bin froh, dass es vorbei ist“, sagte er gestern mit einem Augenzwinkern, als die 2,5 Meter hohe und 880 Kilo schwere Bronze-Statue enthüllt war.

Sie zeigt die Dame, die so viele Künstler, darunter Otto Dix, Max Ernst oder Otto Pankok unter ihre Fittiche genommen und gefördert hatte. Die waren zu Beginn ihres Schaffens meist noch mittellos und bedankten sich bei ihrer Mutter Ey mit Kunstwerken. 1911 hatte Johanna Ey ihre eigene Galarie an der Ratinger Straße eröffnet. Den Sockel des Denkmals hat Gerresheim mit verschiedenen Künstlern geschmückt, die von der Mäzenin unterstützt wurden.

Erleichtert zeigt sich auch der ehemalige Jonges-Baas Gerd Welchering: „Es war die einzige Chance, das Denkmal auf einem privaten Grundstück zu erreichten.“ Denn die Verhandlungen mit der Stadt über einen Platz im öffentlichen Raum waren immer wieder gescheitert. Umgesetzt werden konnte das Geschenk der Jonges jetzt mit Unterstützung der Frankonia Eurobau, dem Investor des Andreas-Quartiers.

Die hat zusätzlich noch 20 kleine „Babys“spendiert, Miniaturen des neuen Denkmals. Das erste Exemplar durfte gestern Thomas Geisel mitnehmen, die anderen sollen als Ehrengaben bei besonderen Anlässen verschenkt werden. Zu kaufen gibt es die Töchterchen von Mutter Ey nicht. „Schade, so eine Figur hätte ich gern“, so Ex-Karnevalsprinz Thomas Merz, der die Skulptur sehr gelungen findet.

Ende Oktober eröffnet gleich neben dem Denkmal das Mutter-Ey-Café, das in der ersten Etage auch einen großen Raum für Ausstellungen hat. Wer dort seine Kunstwerke präsentieren darf, entscheidet H.A. Schult als Kurator.

Thorsten Neumann, der das Café betreiben wird, hofft, dass sich dort bald die Düsseldorfer Künstler treffen werden: „Wer schön zeichnet, bekommt dann auch mal ein Getränk bei uns.“ Stärken können sich die Gäste unteranderem mit einer Mutter-Ey-Stulle. Das Brot mit Pistazien, Haselnüssen und Walnüssen hat Altstadt-Bäcker Josef Hinkel kreiert — und verkauft es später auch.

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