Prozess Mord unter Palmen: Wer bezahlte den Auftragskiller?

56-Jähriger wurde in der Dominikanischen Republik erschossen. Ehefrau widerruft Geständnis.

Prozess: Mord unter Palmen: Wer bezahlte den Auftragskiller?
Foto: Sergej Lepke

Düseldorf. Mehr als 7000 Kilometer von Düsseldorf entfernt fiel am 30. Dezember 2015 auf einer dunklen Landstraße bei Puerto Plata in der Dominikanischen Republik ein Schuss. Acht Stunden später wurde Helmut T. (56) tot hinter dem Steuer seines Chevrolet Pick-Ups gefunden. Was damals geschah, soll seit Freitag vor dem Landgericht aufgeklärt werden. Auf der Anklagebank muss sich Maria C., die Ehefrau des Toten, wegen Mordes verantworten. Die 45-Jährige soll einen Auftragskiller angeheuert haben, der ihren Ehemann kaltblütig ums Leben brachte.

Prozess: Mord unter Palmen: Wer bezahlte den Auftragskiller?
Foto: bra

Bereits im Juli vergangenen Jahres hatte Maria C. der Polizei selbst geschildert, was sich an dem Abend zugetragen hatte. Obwohl das Paar, das drei gemeinsame Töchter hat, schon seit langem getrennt lebt, besuchte Helmut T. sie in der Dominikanischen Republik. Sie soll den 56-Jährigen überredet haben, noch einen Bekannten mitzunehmen, der den Alias-Namen „Mungo“ trägt. Während der Fahrt soll die Frau ihren Ehemann aufgefordert haben, an einer einsamen Stelle der Landstraße kurz anzuhalten.

Diesen Stopp soll „Mongo“ genutzt haben, Helmut T. vom Rücksitz aus mit einem Kopfschuss zu töten. Danach sollen die beiden von dem neuen Lebensgefährten der Angeklagten abgeholt worden sein, der dem Chevrolet mit seinem Motorrad folgte. Zu Dritt sei man dann geflüchtet.

Wie Staatsanwalt Matthias Ridder erklärte, sitzen „Mongo“ und der Lebensgefährte von Maria C. in der Dominikanischen Republik in Untersuchungshaft. Durch die Ermittlungen der dortigen Behörden sei Maria C. belastet worden, die sich zu diesem Zeitpunkt in Ratingen aufhielt: „Die Frau wurde von der Polizei festgenommen und hat sich dann am gleichen Tag abends in Begleitung eines Anwalts eingelassen.“ Es sei nicht so, dass die 45-Jährige aus freien Stücken zur Polizei gegangen sei.

Als Motiv gab die Frau damals an, von ihrem Mann schlecht behandelt worden zu sein — „auch körperlich“. Darauf deute aber bisher bei den Ermittlungen nichts hin. Warum der Mordprozess in Düsseldorf stattfindet? Ridder: „Beide haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Und die Tat ist auch im Inland strafbar.“ Sollten die Vorwürfe bewiesen werden, droht der 45-Jährigen eine lebenslange Haftstrafe.

Das Verfahren begann bereits am ersten Tag mit einer Überraschung. Denn Rechtsanwalt Bernhard Scholz teilte mit, dass seine Mandantin ihr Geständnis widerrufen werde. Maria C. machte am Freitag noch keine ausführliche Aussage und erklärte lediglich: „Ich bin unschuldig. Ich habe niemand etwas getan.“

Damit wird eine umfangreiche Beweisaufnahme erforderlich. Bisher ist nicht geplant, die beiden mutmaßlichen Komplizen als Zeugen aus der Dominikanischen Republik einfliegen zu lassen. Sollte Maria C. allerdings ihren Lebensgefährten und „Mongo“ mit ihrer am Freitag angekündigten Aussage schwer belasten, könnte das im Laufe des Prozesses erforderlich werden.

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