Mord an Millionärswitwe Yuri R.: Kein Geständnis in Sicht

Gericht: Neun Jahre nach dem Tod von Yuri R. hat am Freitag der Prozess gegen einen Handwerker begonnen. Es gibt neue Indizien.

Düsseldorf. Als Marco K. am Freitag Saal 103 des Landgerichts betrat, hatte er sich eine Baseball-Mütze über den Kopf gezogen - sein Gesicht verdeckte er mit einem Aktenordner. Vor neun Jahren soll er die Millionärswitwe Yuri R. in ihrer Wohnung an der Graf-Recke-Straße ermordet haben. Obwohl er schon lange als Verdächtiger galt, reichten die Indizien erst jetzt für eine Anklage. Neue Techniken bei der DNA-Analyse haben das Verfahren ermöglicht.

Ruhig hörte sich der unscheinbar und gepflegt wirkende Kölner die Anklage an, er schien gefasst und antwortete mit leiser Stimme. Als der Richter ihn nach dem Thema Alkohol fragte, antwortete Marco K.: "Ich bin Handwerker." Um dann wenig später einzuräumen, dass man ihn auch als Quartalssäufer bezeichnen könne.

Mit acht Jahren sei er von seinen Eltern ins Heim gegeben worden. Warum? Das wisse er bis heute nicht. An der Graf-Recke-Stiftung hat er eine Ausbildung zum Schreiner abgeschlossen.

Die 87-Jährige war schon mehrere Tage tot, als sie am 16. Oktober morgens von ihrem Gärtner gefunden wurde. Sie lag auf dem Bauch zwischen Wohn- und Esszimmer, neben ihr ein Kabel und eine Schere. Ein Schrank, in dem sie ein Fach mit Wertsachen und Bargeld hatte, war aufgebrochen. Bei der Obduktion stellte sich heraus, dass Yuri R. mit dem Kabel erdrosselt worden war.

Nachdem die Polizei mehrere andere Spuren verfolgt hatte, geriet Marco K. in das Visier der Mordkommission Graf Recke. Der Schreiner hatte im Haus von Yuri R. Gelegenheitsarbeiten durchgeführt. An dem Kabel, das neben der Leiche gefunden wurde, fanden sich DNA-Spuren des 38-Jährigen. Bei den weiteren Ermittlungen stellten die Ermittler außerdem fest, dass der Verdächtige kurz nach der Tat Mietschulden von 600Euro beglichen hatte. Das war ungefähr der Betrag, der sich im Schrank von Yuri R. befunden hatte.

Doch die Indizien reichten nicht aus. Nachdem Marco K. zweieinhalb Monate in Untersuchungshaft gesessen hatte, wurde er auf freien Fuß gesetzt. Da er als Handwerker in dem Haus gearbeitet hatte, könnte er das Kabel auch während der Arbeit angefasst haben. Doch Staatsanwalt Ralf Herrenbrück ließ der Fall keine Ruhe. Zumal sich Marco K. in angetrunkenem Zustand einmal nachts bei der Polizei gemeldet hatte, um ein Geständnis abzulegen. Als die Beamten in seiner Kölner Wohnung ankamen, hatte er es sich anders überlegt.

Die Wende kam, als das Landeskriminalamt Anfang des Jahres eine neue Analyse-Technik bekam. Damit konnten DNA-Spuren des Angeklagten an der Schere, der Brille und der Jacke der Toten nachgewiesen werden. Herrenbrück: "Das sind Gegenstände, die der Mann nicht während seiner normalen Tätigkeit anfassen konnte."

Verteidiger Harald Nuß hat deutlich gemacht, dass mit einem Geständnis dennoch nicht zu rechnen sei. Gestern machte Marco K. nur Angaben zur Person. Der Prozess wird fortgesetzt.

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