Mit dem BGB zur Slam-Krone

Wie im Vorjahr gewann ein Jurist den Science-Slam an der Heine-Uni.

Mit dem BGB zur Slam-Krone
Foto: Uwe Schaffmeister

Düsseldorf. Nicht nur mit Gesetzestexten und Paragraphen, sondern auch mit Worten scheinen angehende Juristen bestens umgehen zu können. Beim Science-Slam an der Heinrich-Heine-Universität setzte sich jedenfalls, wie im Vorjahr, ein Vertreter der Juristischen Fakultät gegen seine Mitstreiter aus den anderen Disziplinen durch. Laurenz Neumann, der eigentlich französisches Recht studiert, traf mit einer unterhaltsamen Abhandlung über die Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuches den Nerv des Publikums.

Viel habe sich in den vergangenen 100 Jahren an dem Gesetzestext nicht geändert, „der ist immer noch scheißlangweilig“. Für einen Juristen normalerweise untypisch, sparte er auch sonst nicht mit lockerem Alltagsjargon und Jugendsprache. Zur Belohnung gab es am Ende einen Buchgutschein über 200 Euro samt Pokal.

Im finalen Stechen musste sich Cinzia Tanzella, Lektorin für Italienisch, dem Juristen knapp geschlagen geben. Als Vertreterin der Philosophischen Fakultät erzählte sie charmant und kurzweilig von ihrer holprigen Beziehung zur deutschen Sprache, inklusive skurriler Begebenheiten bei der Bestellung eines Hörnchens in der Bäckerei. Titel ihres Vortrags: „Hörnchen, Eichhörnchen und das Dativ-Akkusativ-Dilemma“.

Wiebke Scherler referierte derweil über einige amüsante Anekdoten aus ihrem Dasein als Medizinstudentin. „Alle Ärzte sind Arschlöcher“, sei die erste Lektion gewesen, die man ihr mit auf den Weg gegeben hat. Ihr Wunsch, Allgemeinmedizinerin zu werden, stoße zudem auf reichlich Unverständnis. „Ich wurde dann zum Beispiel gefragt, warum ich nicht Pathologin werde. Da seien die Patienten ja wenigstens schon tot“. Neurowissenschaftlerin Kay Weibert nahm eine Abwandlung des berühmten Bogart-Zitates: „Schau mir in die Augen, Kleines!“ als Aufhänger für ihren Vortrag darüber, welche Informationen ein Gesicht übermitteln kann. Am Beispiel einer verurteilten Serienmörderin machte die Vertreterin der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften deutlich, wie man von einem unschuldigen Blick getäuscht werden kann.

Zum dritten Mal duellierten sich an der Uni die Fakultäten und schickten je einen Vertreter ins Rennen. Jeder bekam zehn Minuten Zeit, um einen möglichst interessanten wie unterhaltsamen Vortrag über ein Thema aus seiner Studienrichtung zu halten. Eine Disziplin fehlte jedoch: Unter den angehenden Wirtschaftswissenschaftler fand sich niemand, der sich dem Wettbewerb stellen wollte.

Auch im Publikum waren BWLer und VWLer rar gesät: Ganze zwei konnte Moderatorin Jutta Teuwsen unter den etwa 800 Zuschauern ausfindig machen. Aus Neutralitätsgründen durften die am Ende immerhin gemeinsam mit Rektorin Anja Steinbeck darüber entscheiden, bei wem das Publikum den meisten Krach gemacht hat. Nicht durch Applaus, sondern mittels aufblasbarer Klatschstangen, wurde der Sieger ermittelt. Das sorgte für eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse, die mehr an WM-Endspiel als an Hörsaal erinnerte. Dass bereits eine gute halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn alle Plätze im größten Hörsaal auf dem Campus belegt waren, ist im Uni-Alltag auch eher ungewöhnlich. „Tut mir leid, dass ihr warten musstet, bis es losgeht. Braucht jemand Kaffee?“, kommentierte Moderatorin Jutta Teuwsen, die den ersten Heine-Slam 2015 gewann.

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