Michael Rische: Debussys Klangregie ist unerschöpflich

Eigentlich ist der Pianist Spezialist für den Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel. Heute Abend spielt er Werke des französischen Impressionisten.

Michael Rische: Debussys Klangregie ist unerschöpflich
Foto: Rische

Große Künstler können auch bedeutende Söhne haben. Das trifft besonders auf Bachs zweitältesten Sohn zu, Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), der lange als Komponist unterschätzt wurde. Er machte zu Lebzeiten nicht nur als Komponist, Pianist und Hof-Cembalist Friedrichs des Großen Furore, sondern wurde von Mozart verehrt, auch wegen der für damalige Verhältnisse mutigen Klavierstücke. Seine galanten Klavierkonzerte, von denen manche heute an den frühen Mozart erinnern, lassen sich schwer einordnen. Er war seiner Zeit voraus, beeinflusste mit seiner Suche nach neuen Formen auch Mozart und trieb die Entwicklung von Fortepiano und Klavichord voran. Gehören die Werke des unangepassten Sprosses des Thomaskantors zum Spätbarock oder Frühklassik? Schwer zu sagen. Dessen Wiederentdeckung hat sich jedenfalls Michael Rische seit 2011 verschworen und sich damit einen Namen gemacht.

Der klassische Pianist, der neben seiner Konzerttätigkeit eine Klavierklasse an der Kölner Musikhochschule leitet, legt nun seine fünfte CD vor mit drei Konzerten aus 40 Schaffensjahren von Carl Philipp Emanuel Bach. Von Anfang an entschied sich Rische bei der Begleitung für Spezialisten der Alten Musik, die jedoch auf modernen Instrumenten spielen. Zum ersten Mal wird er nun auf der neuen Hänssler-CD (Wq. 1, 15 und 45) begleitet von Barocksolisten der Berliner Philharmoniker. Sie veredeln die Aufnahme nicht nur, sondern überzeugen durch ein feines Gespür für die vertrackten Rhythmen des Frühklassikers.

Rische, der die Noten in Berliner Archiven entdeckte, entlockt mit perlendem Anschlag den Werken funkelnde Eleganz und starke Kontraste. Analytisch scharf leuchtet er die Brüche aus, betont, aber glättet sie nicht. Der Dialog zwischen Soloinstrument und Streichern wirkt stets gleichberechtigt. Auf der neuen CD spannt Rische einen Bogen vom 19-jährigen C.P.E. Bach zum Spätwerk von 1778, in dem der Bachsohn als abgeklärter Tondichter erscheint. In allen Sätzen überzeugt Rische als sensibler Pianist, der sich mit kniffligen Rhythmen nie in den Vordergrund drängt, sondern stets die Gesamt-Balance im Auge behält.

Als sensibler Pianist will er sich auch heute Abend im Haus der Universität zeigen. Allerdings nicht mit Bach. Für Michael Rische ist die minutiöse Klangregie Claude Debussys seit jeher ein unerschöpfliches Thema, wie es seine frühen Aufnahmen beweisen. Zur Erinnerung an den 100. Todestag (25. März 1918) des französischen Impressionisten gibt er am heute am Schadowplatz 1 einen Soloabend mit einer Auswahl von dessen Klavierwerken (u.a. mit Pièce pour le Vêtement du blessé und Elégie). Karten: 20, ermäßigt 10 Euro. Mehr Informationen: Telefon 8110345, Mail: [email protected], Reservierung wird empfohlen.

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