Medizinisches Praktikum: Ein Monat Dschungel-Doktor in Papua-Neuguinea

Fürs medizinische Praktikum lebte Max Falk vier Wochen in Papua-Neuguinea. Nichts für Weicheier.

Düsseldorf. Die heile Welt ist in Düsseldorf. Hier studiert Max Falk im achten Semester Medizin, steht regelmäßig mit Papa Dieter und Bruder Paul auf der Bühne und freut sich aufs Wochenende. Denn da wird in der Berliner Mercedes-Benz-Arena das Luther-Musical aufgezeichnet, wo der 23-Jährige am Schlagzeug sitzt. Das absolute Kontrastprogramm hat er gerade hinter sich. Einen Monat lang absolvierte Max sein medizinisches Praktikum in Papua-Neuguinea. Mit vielen Eindrücken, die ihn noch lange beschäftigen werden. Er musste Schusswunden behandeln, Arme amputieren und brachte ein Baby auf die Welt. Für ihn steht fest: „Das war der schönste Monat meines Lebens.“

Medizinisches Praktikum: Ein Monat Dschungel-Doktor in Papua-Neuguinea
Foto: Max Falk

Durch Zufall war er im Internet auf das Krankenhaus gestoßen, das praktisch am Ende der Welt liegt, im Hochland von Papua-Neuguinea im Pazifik, ganz weit weg von unserer Zivilisation. Aber eine Mail-Adresse gibt es bei der Baptisten Kirchengemeinde, die das Hospital betreibt: „Ich habe einfach hingeschrieben und zusammen mit meinem Freund Felix eine Zusage bekommen.“

Während die Küste des Landes schon gut erschlossen wurde, ist das Hochland mit dem Dorf Kompiam wie aus einer anderen Welt. Das Krankenhaus hat genau einen Arzt, den Australier David Mills, der seit 18 Jahren dort lebt und von dem Not-Kaiserschnitt um drei Uhr morgens bis zur Schusswunde am Kopf für alles zuständig ist. Dabei ist der OP-Raum in dem Holzbau relativ gut ausgerüstet — mit gebrauchten Geräten und abgelaufenen Medikamenten, die aus Spenden stammen. Der „Dschungel-Doktor“ ist der einzige Arzt für rund 40 000 Menschen.

Die Kultur ist gewöhnungsbedürftig, denn auf Papua-Neuguinea herrschen völlig andere Regeln. Es gibt keine Polizei, keine öffentliche Ordnung. Max Falk: „Hier kauft der Mann die Frau und bezahlt sie mit Schweinen. Dann gehört sie ihm.“ Es gibt Fälle, in denen Männer ihren Frauen die Achilles-Sehne durchschneiden, damit sie nicht weglaufen können. „So gut es geht“ habe man im Krankenhaus versucht, diese Verletzungen zu heilen.

Am schlimmsten aber seien die vielen Schusswunden gewesen. Unter den verschiedenen Stämmen kommt es immer wieder zu heftigen Kämpfen. Mit vielen schwer Verletzten, nicht selten müssen Arme amputiert werden. Für Max, der bei den Operationen als Assistenz-Arzt dabei war, eine wichtige Erfahrung, die man so in Deutschland nicht machen kann.

Mitgenommen hat Max aber auch die Eindrücke von den Menschen auf Papua-Neuguinea: „Da ist jeder einfach so, wie er ist. Die Leute sind absolut natürlich, total ungefiltert. Und ich habe unfassbare Dankbarkeit erlebt.“ Für die Kinder waren Max und Felix eine große Attraktion: „Als wir im Dorf zum Joggen gegangen sind, liefen sie uns hinterher und haben gelacht. Feizeitsport kennen die Menschen nicht. Hier bewegt man sich, wenn das Leben bedroht ist. Sonst nicht. “

Das Krankenhaus in Kompiam will Max auch in Zukunft unterstützen: „Ich habe mehr als 1000 Fotos gemacht und ein Tagebuch geschrieben. Das ist sehr wichtig, damit von den vielen Dingen nichts verloren geht.“ Er denkt gerade darüber nach, eine Ausstellung zu organisieren. Und würde gern noch einmal in das Dorf zurückkehren: „Das Praktikum hat auch Lust gemacht auf Sachen wie Ärzte ohne Grenzen.“ Da muss er sich allerdings noch gegen seine Mutter durchsetzen, die schon vor der Reise in Richtung Pazifik größte Bedenken hatte. Das Wichtigste, was er mitgenommen hat, ist aber: „Meine Entscheidung, Arzt zu werden, war absolut richtig.“

In den nächsten Tagen werden Skalpell und Tupfer allerdings nicht angefasst. Stattdessen hat Max wieder die Schlagzeugstöcke in der Hand. Er trommelt am Samstag in Berlin bei der Aufzeichnung des Luther-Musicals, gleichzeitig der Höhepunkt der Tour des Riesen-Spektakels zum Reformations-Jubiläum. Am Dienstagabend wird „Luther“ im ZDF gesendet: „Das größte Konzert, das ich jemals gespielt habe.“ Da ist sie dann wieder, die heile Welt. Hat er sich verdient, der Max!

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