Kom(m)ödchen Martin Zingsheim: „Ich bin ein Hochgeschwindigkeitskreativer“

Martin Zingsheim gastiert Mittwoch mit seinem „Kopfkino“ im Kom(m)ödchen. Tempo und richtiges Timing sind für den Kölner entscheidend.

Der Kölner Martin Zingsheim steht Mittwochabend mit seinem Programm „Kopfkino“ auf der Kom(m)ödchen-Bühne.

Der Kölner Martin Zingsheim steht Mittwochabend mit seinem Programm „Kopfkino“ auf der Kom(m)ödchen-Bühne.

Foto: Tomas Rodriguez

Düsseldorf. Ein sprachlich wie musikalisch virtuoses Abenteuer über Gott und die Welt, Liebe und Hass, Erziehung und Pauschalreisen: Das verspricht der Kölner Kabarettist Martin Zingsheim (32) in seinem Programm „Kopfkino“. Auf der Bühne im Kom(m)ödchen fühlt er sich besonders wohl, Theaterleiter Kay Lorentz zählt zu seinen Mentoren und ist von ihm so begeistert, dass er ihn auch schon Lore-Lorentz-Lieder in seinem Haus hat singen lassen.

Herr Zingsheim, sollten die Zuschauer bei Ihrem „Kopfkino“ besser die Augen schließen?

Martin Zingsheim: Auf keinen Fall. Mittlerweile beherrsche ich sogar mehr als drei verschiedene Gesichtsausdrücke. Okay, zugegeben: Mein Programm hat schon was von Radio, nur ohne Gerät. Aber da ich weder jonglieren noch tanzen kann, lasse ich das eben auch.

Welcher Film läuft in Ihrem Kopf, wenn Sie die aktuellen Nachrichten lesen?

Zingsheim: Ein politischer Action-Thriller. In den Hauptrollen Kiefer Sutherland, Judi Dench und eine kurzhaarige Sandra Bullock als Donald Trump, Marine le Pen und Frauke Petry. Zur Handlung: Drei angeschlagene Demokratien in der vielleicht entscheidenden Schlacht gegen die dunkle Seite der Macht. Am Ende werden beide Kontinente von Katja Kipping und Sahra Wagenknecht befreit, dem ungleichen Traumpaar gespielt von Tilda Swinton und Verona Pooth.

Wie würden Sie diesen Film vertonen?

Zingsheim: Gar nicht. Völlig unglaubwürdige Handlung.

Wie schnell entwickeln Sie aus einem Gedanken ein musikalisches Stück?

Zingsheim: Manchmal ist es sogar anders rum. Ich bin zum Glück ein Hochgeschwindigkeitskreativer und schreibe meistens wie im Wahn Texte oder Lieder nahezu in Echtzeit. Das ist ganz gut für die Work-Life-Balance und den Kontakt zur eigenen Familie.

Kay Lorentz zählt zu Ihren Endeckern. Wie haben Sie ihn überzeugt?

Zingsheim: Das ist auch mir ein Rätsel geblieben. Ich nenne Kay Lorentz stets den Schutzheiligen des deutschen Musikkabaretts. Er hat bereits 2012 irgendetwas in meinem Programm zu erkennen geglaubt, also lange bevor ich tatsächlich Pointen verwendet habe.

Was gefällt Ihnen als Kölner in Düsseldorf?

Zingsheim: Düsseldorf hat das deutlich ansprechendere Rheinufer, finde ich, und zudem das tatsächlich schmackhaftere Bier. Eure Altstadt allerdings ist nachts am Wochenende echt eine gesamtzivilisatorische Katastrophe, aber das ist es in Köln ja selbst dienstags. Mittlerweile habe ich auch meine dritte Live-CD im Kom(m)ödchen aufgenommen, irgendwie passen wir wohl ganz gut zusammen. Eurem Publikum ist eine sympathische Mischung aus bildungsbürgerlicher Etikette und rheinischer Ekstase eigen. Mir vielleicht auch. Jedenfalls, wenn ich weiter so häufig vorbeikommen darf.

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