Martin Roth: „Eine Zusammenarbeit mit dem NRW-Forum ist reizvoll“

Martin Roth, Museumschef in London, möchte Düsseldorf als Partner für gemeinsame Projekte gewinnen.

Düsseldorf/London. Fragen nach der Zukunft des NRW-Forums stoßen derzeit in der Politik auf eisiges Schweigen. Das Angebot von Martin Roth, dem Chef des Londoner Victoria & Albert-Museums, einem der erfolgreichsten Museen der Welt, wird gar nicht erst aufgegriffen. Dass die Ausstellung zu David Bowie schon zur Vernissage ausverkauft war, wird lediglich zur Kenntnis genommen. Immerhin plant Kulturdezernent Hans-Georg Lohe ein Gespräch mit dem deutschen Museumschef und Londoner Generalintendant Martin Roth. Wie zur Entschuldigung fügt er jedoch hinzu: „Einen Termin gibt es noch nicht.“ Im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung schildert Roth, wie es zu diesem Interesse an dem vergleichsweise kleinen Düsseldorfer Institut kommt.

Der Kontakt zu Düsseldorf datiert von 2002. Zu diesem Zeitpunkt war der gebürtige Stuttgarter Martin Roth Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und erlebte das Elbe-Hochwasser. Da rief Helge Achenbach bei ihm an, Düsseldorfers umtriebiger Kunstberater, und versprach Hilfe.

Martin Roth sagt: „Es war Achenbachs Idee, eine Auktion zugunsten der Dresdner Museen zu veranstalten, zusammen mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Er hat es geschafft, Künstler wie Richter, Baselitz, Gursky und Immendorff für die Idee zu begeistern. Ich bin Helge Achenbach sehr dankbar.“ Die Auktion erbrachte mehr als drei Millionen Euro. Roth akquirierte mit Hilfe dieser Summe 54 Millionen Euro. Und Gerhard Richter überreichte außerdem sein Archiv. Lauter Erfolgsgeschichten also.

Das Victoria & Albert Museum lässt derzeit 30 Ausstellungen durch die Welt touren, auch solche, die gar nicht in London beginnen. Sie werden in Australien oder Japan, in Peking oder São Paulo gezeigt.

Was das kleine Düsseldorf im Dialog mit den internationalen Museen der Welt für eine Rolle spielen soll? Roth erklärt: „Wir möchten nicht mehr so viele Ausstellungen irgendwohin reisen lassen. Das schadet nur den Beständen im Haus. Mich reizt, mit einigen Museen dieser Welt an verschiedenen Orten Kooperationen einzugehen. Wir arbeiten zurzeit sehr eng mit einem Design-Museum unweit von Hongkong zusammen. Ich hätte gern ein paar Partner-Institutionen, mit denen man gemeinsam eine Ausstellung entwickeln kann. Drei, vier Partner wären ideal.“

Auch diese Idee kommt von Helge Achenbach, der längst Roths Freund geworden ist. Auf die Frage nach der Voraussetzung der Kooperation antwortet Roth: „Wir brauchen einen Ansprechpartner, der offen ist für Themen. Und der bereit ist, mit einem Team wie hier in London zusammenzuarbeiten.“

Normalerweise sei es ja so, dass man eine Ausstellung macht und sich dann erkundigt, wer gegebenenfalls mitmachen möchte. Das sei jedoch relativ uneffizient im Vergleich zu einem Partner, der von vornherein mitmacht, zum Nutzen beider Häuser. Martin Roth: „Helge Achenbach rief mich an, ob ich mir das mit Düsseldorf vorstellen konnte, und ich sagte: ’Na, klar.’ Das wäre reizvoll.“

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