„Man kann auf Platt viel mehr sagen, ohne andere zu verletzen“

Engelbert Oxenfort erzählt, wie sich die „Mess op Platt“ in 40 Jahren verändert hat. Welche Bedeutung hat der Dialekt heute noch?

„Man kann auf Platt viel mehr sagen, ohne andere zu verletzen“
Foto: Melanie Zanin

Die Konkurrenz zwischen Düsseldorf und Köln besteht nicht nur in der Wahl des alkoholischen Lieblingsgetränks, sondern sie ist auch linguistisch bemerkbar, zum Beispiel als Dialekt hörbar. Und selbst geografisch ist dieser Unterschied auf einer Landkarte zu sehen, nämlich in Form der Benrather Linie, die das Hochdeutsche vom Niederdeutschen trennt.

Um die Pflege der Düsseldorfer Mundart ging es bei der 40. „Mess op Platt“, zu der gestern in St. Lambertus eingeladen wurde. Gefängnispfarrer Reiner Spiegel hielt die Predigt auf „Platt“ und auch die Kirchenlieder wurden zu diesem Anlass in die Düsseldorfer Mundart übersetzt. Organisator der heiligen Messe unter dem Motto „mer bäde on senge op Platt“ war Engelbert Oxenfort (82), langjähriger Präsident des Comitee Carneval. Er fungierte in seiner Position als Ehrenbaas der Mundartfreunde und macht sich dort seit langem stark für die Pflege des Platt-Dialekts: „Im Laufe der Zeit hat sich in Grunde nicht viel an der „Mess op Platt“ verändert. Die wichtigste Veränderung jedoch war die Übersetzung der liturgischen Texte durch unsere Mundart-Autoren und das trotz dessen, die Würde des Gottesdienstes immer gewahrt wurde“, erzählt Oxenfort.

Doch wie hat sich die Düsseldorfer Mundart im Laufe der Jahre und Jahrzehnte im alltäglichen Gebrauch verändert? „Die Sprache wird heute kaum noch gelehrt. Nach dem Krieg gab es bei uns in der Schule noch Mundart-Unterricht. Auch die Tatsache, dass heute schlichtweg die Lehrer für Düsseldorfer Platt fehlen, hat nicht gerade zur Verbreitung des Dialekts beigetragen.“

Die Mundart ist keine Schriftsprache und wird in der Regel mündlich weitergegeben, also ohne einen Anfängerkurs in Grammatik. „Selbst zwischen den Stadtteilen gibt es schon Unterschiede im Platt-Dialekt. Das beste Beispiel dafür ist die Benrather Sprachlinie“, sagt Oxenfort.

Für ihn persönlich hat Platt eine zentrale Rolle im alltäglichen Leben: „Ich spreche zu Hause zwischendurch auch mal Platt mit meiner Frau und meiner Tochter. Das Schöne am Platt ist, dass man viel mehr sagen und ausdrücken kann, ohne das Gegenüber zu verletzen.“ Des Weiteren findet er, dass die Düsseldorfer Mundart gelassener macht im Umgang mit anderen Menschen. Seine zwei Töchter beherrschen den Dialekt und treten regelmäßig bei Anlässen mit der heimischen Mundart auf.

In seinem Restaurant musste Engelbert Oxenfort mit seinen internationalen Kunden in vielen Sprachen kommunizieren. Die Traditions-Gaststätte ist in der sechsten Generation ein Familienbetrieb der Oxenforts und selbstverständlich wurden lokale Gäste im Betrieb auf Platt bedient. Für die Zukunft wünscht sich Oxenfort, dass es immer Menschen geben wird, die die Düsseldorfer Mundart fördern und damit einen Beitrag leisten, für die Pflege der lokalen Sprachkultur.

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