Lufthansa will Air Berlin in Düsseldorf davonfliegen

Deutsche Nummer eins plant Millionenzuwächse und greift in NRW an. Achim Hunold, Chef von Air Berlin, hält dagegen.

Düsseldorf. Dem Flughafen, vor allem aber den Fluggästen stehen spannende Zeiten bevor. Die Lufthansa als größte deutsche Fluggesellschaft will auch in Düsseldorf wieder die Nummer eins sein. Das ist bei den Passagieren seit Jahren die Air Berlin unter Regie des Düsseldorfers Achim Hunold (siehe Grafik). Gut ein Drittel des Passagieraufkommens entfällt auf die Airline aus der Hauptstadt, nämlich 6,5 Millionen. Lufthansa kam 2009 auf 4,4 Millionen.

Das Ziel bekräftigt Lufthansa-Passagevorstand Karl Ulrich Garnadt im WZ-Gespräch: "Ja, wir wollen wieder Marktführer in Düsseldorf werden." Das ist die Airline in Frankfurt, München und Hamburg, im Kernland NRW aber hat man mit der Übernahme von LTU durch Air Berlin die Pole-Position verloren. Hauptgründe: Hunold hat mit dem Euro-Shuttle auch Geschäftskunden gewonnen und zudem eine günstigere Kostenstruktur als Lufthansa.

Die Lufthanseaten haben aber längst gelernt, die Ärmel hochzukrempeln. Seit Jahren bietet man ebenfalls preiswerte Tickets an (99 Euro Europa, 399 Euro Nordatlantik), ist dafür aber noch nicht ausreichend bekannt. Jetzt, da durch die Krise die Goldesel im Ticketverkauf - Business- und First-Kunden - massenhaft ausbleiben, stellt man sich bei der Kranichlinie um.

Im proklamierten "Kampf um jeden Fluggast" wird Düsseldorf zu einer Art Arena. "Wir wollen dort beweisen, dass wir unser Geschäft verstehen", sagt Garnadt ambitioniert. Um die mehr als zwei Millionen neuen Kunden langfristig auch zu gewinnen, soll das Profil geschärft, die Produktivität drastisch erhöht und die Kosten gesenkt werden. Größere Flugzeuge sollen länger unterwegs sein, auch zu touristischen Zielen.

Unter den 31 Flugzeugen, die Lufthansa und ihre Partner in Düsseldorf einsetzen, sind nur zwölf Boeing 737, die mehr als 100 Sitze haben. Jetzt sollen die übrigen Maschinen, kleine 50-Sitzer, allesamt ausgetauscht werden. Zu 80 Prozent will Garnadt das Wachstum über die neuen Jets erreichen. Bereits jetzt im Sommer sind ab Düsseldorf sechs Prozent mehr Plätze im Verkauf, genauer 2,2 Millionen.

Noch sieht es nicht so aus, als ob Lufthansa-Partner wie All Nippon Airways in nächster Zeit Langstrecken von Asien nach Düsseldorf anbieten. Aber Garnadt wirbt für den Standort: "Umso vielfältiger unser Angebot hier ist, desto attraktiver wird es für unsere Partner-Airlines, mit Langstreckenflügen nach Düsseldorf zu kommen und unser starkes Streckennetz für Anschlussflüge und Zubringerdienste zu nutzen."

Air Berlin-Chef Hunold hat parallel ebenfalls Expansionspläne entwickelt. "Wir wollen in Düsseldorf, unserem wichtigsten Flughafen, dieses Jahr um acht bis zehn Prozent wachsen", sagt er der WZ. Neu ist beispielsweise täglich ein vierter Abflug nach Mallorca (5.50, 11.10, 15.30 und 17.45 Uhr).

Flughafen-Chef Christoph Blume resümiert, "dass es richtig war, das Drehkreuz Düsseldorf mit zwei Airlines zu planen." Man habe lange daran gearbeitet, diesen Markt zu erzeugen. "Das Feedback der Kunden bestätigt uns nun." Allein 2009 gab es ein Plus von 20 Prozent beim Umsteigerverkehr.

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