Kom(m)ödchen Lorentz: „Wir müssen uns an die jungen Zuschauer trauen“

Seit einem Jahr ist Elke Lorentz Geschäftsführerin im Kom(m)ödchen. Sie will einiges ändern auf der Kabarett-Bühne.

Kom(m)ödchen: Lorentz: „Wir müssen uns an die jungen Zuschauer trauen“
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Zwei Jahre hat sie geübt, dann war sie Chefin. Elke Lorentz führt seit knapp einem Jahr die Geschäfte im Kom(m)ödchen, der traditionsreichen Kabarettbühne in der Altstadt. „Dass ich den Namen Lorentz trage, hilft natürlich schon“, sagt die 52-Jährige, die mit Inhaber Kay Lorentz verheiratet ist. Er habe die Richtlinienkompetenz, sie führe das Tagesgeschäft — so beschreibt sie die Arbeitsteilung. Mit trockenem Humor schiebt sie nach: „Kay wird 65. Da fährt der auch gerne mal in den Urlaub.“

Dass sie nun immer und für alles ansprechbar und verantwortlich sei, müsse sie noch üben. Lange hat die studierte Germanistin als Angestellte in einer Düsseldorfer PR-Agentur gearbeitet. Die Zeiten passten besser zum Familienleben mit den Kindern Luzie (19) und Lukas (21). „Zudem lief es im Kom(m)ödchen nicht immer so gut wie zurzeit.“ Elke Lorentz erinnert sich an Zeiten, in denen die Familie froh war über ihr Einkommen.

In Berlin hat die geborene Kölnerin ihren späteren Mann Kay kennen. Damals war nicht abzusehen, dass sich ihr Leben ums Kabarett drehen würde. Er wollte mit der Bühne seiner Eltern nichts zu tun haben, das Ego der beiden Gründer Kay und Lore war zu groß, als dass der Sohn neben ihnen ins Geschäft hätte wachsen können. Dann starb der Vater, wenige Zeit später die Mutter. Kay Sebastian Lorentz führte das Haus weiter — und mit ihm seine Frau Elke.

Inzwischen sei sie mit dem Kom(m)ödchen wie verwachsen: „Ich möchte mal wissen, wie viele Stunden ich in den vergangenen 30 Jahren auf diesen Sesseln verbracht habe.“ Die Vorzüge ihres Mannes als Theaterleiter beschreibt sie mit: „Kay hat ein goldenes Händchen, wenn es um gute Leute geht.“ Zurückhaltender ist sie bei eigenen Stärken, formuliert lieber in „Wir“-Form. Wie wichtig ihnen der persönliche Kontakt zu den Künstlern sei zum Beispiel. Wer in ihrem Haus auftrete, werde von einem der beiden begrüßt. Oft reisen sie zusammen zu Gastspielen, inzwischen übernimmt Elke Lorentz häufiger die Auswahl allein. „Ich mag Wortkabarett, das kann auch slammy sein“, sagt sie. Eine politische Haltung, die sei ihr wichtig.

In der kommenden Spielzeit hat sich die Chefin mit dem Duo Suchtpotenzial durchgesetzt, bei dem es auch schon mal etwas derb zur Sache geht. „Klar wollen wir unser Publikum nicht düpieren. Aber wir müssen uns an die Jungen trauen.“ Voraussetzung: „Die Künstler müssen ihr Geld wert sein: Ihre Instrumente etwa sollten sie beherrschen.“

Mit 29,50 Euro gilt im Kom(m)ödchen ein Preis für alle. „Wir sind froh, dass wir selbstständig sind und nicht subventioniert werden“, sagt Lorentz. Sie denkt dennoch über neue Formate nach — wie etwa ein Doppelpack mit zwei verschiedenen Künstlern pro Abend. Um weiterhin Namen wie Jochen Malmsheimer oder Andreas Rebers ans Haus zu binden, veranstaltet das Kom(m)ödchen in der zweiten Jahreshälfte wieder Vorstellungen im Capitol. „Mit 464 Plätzen ist das doppelt so groß wie unser Theater.“

Was das Kom(m)ödchen im Vergleich zu anderen Kabarettbühnen auszeichnet, ist das eigene Ensemble. Vier Produktionen in zehn Jahren, alle werden noch immer vor häufig ausverkauftem Zuschauersaal gespielt. Wie passend also, dass Elke und Kay Lorentz mit „Deutschland gucken“ ihre Ferien anfingen. Sie waren mit dem Ensemble zum Gastspiel auf Sylt. Und während in Düsseldorf Christian Ehring mit seinem Solo die Stange hält, fahren Elke und Kay Lorentz mit ihrem Bulli Richtung Norwegen — in die Ferien.

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