Lohausen statt Moskau: Blue Wings bleibt am Boden

Flughafen. Luftfahrt-Bundesamt entzog der Airline die Betriebsgenehmigung. 385 Arbeitsplätze sind jetzt in Gefahr.

Düsseldorf. Statt nach Moskau und Istanbul zu fliegen, stehen die drei Airbusse A-320 weit draußen auf dem Abstellplatz des Vorfeldes am Flughafen. Und so schnell werden die Jets wohl auch nicht abheben. Das Luftfahrt-Bundesamt hat der in Düsseldorf beheimateten deutschen Fluggesellschaft Blue Wings die Betriebsgenehmigung entzogen: "Das Unternehmen konnte uns nicht seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachweisen", sagt Cornelia Cramer, die Sprecherin der Behörde.

Am Flughafen Düsseldorf, wo Blue Wings bei den Airlines immerhin Rang 9 einnimmt, sind damit 385 Arbeitsplätze in Gefahr. Auch wenn sich Blue Wings-Chef Jörn Hellwig gestern im Sheraton-Hotel am Flughafen kämpferisch gab: "Uns liegen Garantieerklärungen unserer Aktionäre vor, wir hoffen, das Problem innerhalb von Tagen lösen zu können." Aktuell benötige die Airline frisches Kapital in Höhe von fünf bis sechs Millionen Euro.

Die Entscheidung des Bundesamtes kam am Montag um 19.44 Uhr per Fax - und überraschte die Manager. "So schnell konnten wir nicht alle unsere Passagiere informieren, wir haben sie heute aber alle bis auf 20 dank der Hilfe von Aeroflot und Turkish Airlines transportieren können", sagt Hellwig.

Am Mittag informierte er die Belegschaft: "Natürlich waren erst alle in großer Sorge, aber am Ende war die Stimmung optimistisch." Die Gehälter würden zunächst einmal komplett bezahlt, "wir haben auch zuletzt nicht Kurz-, sondern Langarbeit geschoben", sagt Hellwig.

Beirut, Amman, Damaskus, Iran, Nord-Irak: So manches Flugziel von Blue Wings mutet abenteuerlich an. Vor allem werden aber Sankt Petersburg, Moskau und die Türkei bedient. Hellwig: "Unsere Nischenpolitik hat sich bewährt, wir hatten 2008 1,1 Millionen Passagiere, ein Plus von zehn Prozent gegenüber 2007." Freilich muss er auch Verluste von je 20 Millionen Euro für 2007 und 2008 einräumen. Hellwig: "Die waren aber auch einkalkuliert, 2009 soll das Jahr der Umstrukturierung sein."

Dass der Imageschaden enorm ist, weiß natürlich auch Hellwig: "Es ist sehr schlecht, dass wir jetzt stehen müssen." Deshalb betonen alle bei Blue Wings, dass die Entscheidung des Bundesamtes nichts mit der Flugsicherheit zu tun hat: "Die ist absolut in Ordnung und wurde auch nie angezweifelt", sagt Hellwig.

Betroffene Passagiere sollen sich an ihren Reiseveranstalter wenden.

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