Live-Operation vor 1500 Ärzten
Aus 45 Ländern haben sich Ärzte zu einem Kongress in Düsseldorf versammelt. Live übertragene Eingriffe zeigen neueste Techniken zur frühen Erkennung von Krebs.
Düsseldorf. "Ein bisschen nervös bin ich schon", sagt die 25-jährige Kathrin Horsch. In zwei Stunden beginnt ihr endoskopischer Eingriff. Aus dem Dünndarm sollen ihr Polypen - mögliche Vorläufer von Krebstumoren - entfernt werden. Ein Eingriff, bei dem ein Endoskop mit einem zwei Meter langen Schlauch durch den Mund in den Darm eingeführt und das veränderte Gewebe mittels eines nur drei Millimeter großen Messers entfernt wird. Doch damit nicht genug: Die rund einstündige Operation wird vom amerikanischen Spezialisten Greg Haber aus New York vorgenommen und live über hochauflösendes Fernsehen (HDTV) von rund 1500 Ärzten verfolgt. Kathrin Horsch stört das weniger. "Ich werde dafür von einem der besten Ärzte operiert und alle anderen, die zuschauen, haben fachlich auch etwas davon."
Die Spezialisten, die aus 45 Ländern zum zwölften "Düsseldorf International Endoscopy Symposium" gekommen sind, sehen sich im Auditorium des Maritim-Hotels an zwei Tagen 25 endoskopische Eingriffe an, die im Evangelischen Krankenhaus (EVK) von weltweit führenden Experten durchgeführt werden. Gleichzeitig werden Vorträge über die neuesten Errungenschaften zur Früherkennung und Behandlung von Krebs in Darm, Magen, Bauchspeicheldrüse, Leber und Speiseröhre gehalten.
Initiator des größten von einer einzelnen Klinik veranstalteten Kongresses dieser Art in Deutschland ist Professor Horst Neuhaus, Chef der Medizinischen Klinik am EVK. "Die Endoskopie als Methode zur Früherkennung wird hier auf dem neuesten Stand präsentiert", sagt er. "Sie bringt den Vorteil, das keine offene Operation notwendig ist und Tumore im Frühstadium sofort bei der Diagnose entfernt werden können."
In diesem Jahr geht es vor allem darum, Ärzte über die neuen Möglichkeiten der Diagnostik durch hochauflösende Kameras in den Endoskopen aufzuklären. "Durch die neue Technik können auch sehr kleine und flache Darmpolypen erkannt werden, die viele Ärzte noch nie gesehen haben", erklärt Neuhaus. "Aber wir müssen die Ärzte auch dazu erziehen, sich mehr Zeit zu nehmen und genauer hinzuschauen", fordert der Klinikchef.
Eine zukunftsträchtige Neuerung ist die so genannte Kapselendoskopie. Dabei schluckt der Patient eine nur etwa drei Zentimeter lange Kapsel, ausgestattet mit zwei Kameras, die je nach der Geschwindigkeit, mit der sie durch den Darm wandert, zwischen vier und 35 Bilder pro Sekunde macht. Diese werden nach dem Ausscheiden von den Ärzten analysiert. "Ist dort nichts zu erkennen, entfällt beim beschwerdefreien Patienten die Vorsorge-untersuchung", so die Zukunftsprognose von Neuhaus.