Lichterfest: Warum die Musik dabei nicht das Wichtigste ist

10 000 Besucher genossen das „Lichterfest“ im Benrather Schlosspark. Beim Konzert ist zwar noch Luft nach oben — das ist aber kein Muss.

Lichterfest: Warum die Musik dabei nicht das Wichtigste ist
Foto: Stadt Düsseldorf

Düsseldorf. Kurfürst Karl-Theodor hat sein Lustschloss in Benrath kaum genutzt. Das luxuriöse Wohngebäude aus dem 18. Jahrhundert erfreut heutige Düsseldorfer und Touristen umso mehr. Insbesondere der lang gezogene Schlosspark mit seiner Wiese und Wasserspielen hat es den Bürgerlichen angetan. Jetzt gab es wieder das beliebte „Lichterfest“ mit Musik und Picknick.

Schlosskulisse, gedeckte Tafel und Kandelaber zu klassischer Musik — das sind Freuden der Barockfürsten von einst. Das Lichterfest ist die demokratisierte Fassung der feudalen Genüsse. Etwa 10 000 Besucher sind gekommen. Diese Zahl nennt jedenfalls Tonhallen-Intendant Michael Becker, der launig durch den späten Abend moderiert. Bei Einbruch der Dämmerung gegen 22 Uhr Sommerzeit greifen die Düsseldorfer Symphoniker zu ihren Instrumenten. Und los geht es mit italienischem Esprit: Man spielt die beschwingte Ouvertüre zu Gioacchino Rossinis „Barbiere di Siviglia“.

Am Pult steht ein Nachwuchstalent: Hossein Pishkar, Jahrgang 1988, der unter anderem an der hiesigen Robert Schumann-Hochschule studierte und im vorigen Jahr mit dem Deutschen Dirigentenpreis ausgezeichnet wurde. Im September soll er das Finale des Aeolus-Bläserwettbewerbs in der Tonhalle dirigieren.

Musikalische Leistungen stehen bei einem Freiluft-Event wie dem „Lichterfest“, das ja eher als unterhaltsames Gesamtkunstwerk zu erleben, nicht so sehr im Vordergrund. Das Orchester spielt mit Schwung und Schmissigkeit, was dem bunten Programm sehr zugute kommt. Zu hören sind unter anderem der rasante „Short ride in a fast Machine“ von John Adams (geb. 1947), Leonard Bernsteins Tänze aus „On the Town“, Emmanuel Chabriers knalliges „España“ und Aram Khachaturians energischer „Säbeltanz“.

Zu allen musikalischen Schmankerln verbreiten die Schweinwerfer eine andere Lichtstimmung. Beispielsweise sind zu Jaques Offenbachs Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“ Wiese, Weiher und Wasserspiele in die französischen Nationalfarben Blau, Weiß, Rot getaucht. Die Tricolore mag etwas plakativ erscheinen, doch bei einem romantischen Volksfest wie diesem sucht das Publikum wohl nicht nach subtileren Künsten.

Unterdessen gibt es drei unterschiedliche Platzkategorien, die alle ihren eigenen Charme besitzen. Die teuersten Plätze befinden sich auf der breiten Schlosspark-Terrasse mit Zugang zum illuminierten Festsaal. Von den dortigen Sitzen aus haben die Gäste den besten Blick auf die auf der rechten Seite des Parks aufgebaute Tribüne. Zwischen Terrasse und Weiher sind weitere Stuhlreihen aufgestellt. Von dort aus genießen die Besucher nur eine Seitensicht aufs Orchester. Die meisten Besucher haben sich indes rings um das lang gestreckte Gewässer gemütlich gemacht mit reichlich Proviant. Von vielen Stellen aus sieht man zwar von den Musikern nichts und hört die Musik auch nur aus Lautsprechern von mittlerer Klangqualität, doch wirken die Picknick-Freunde keineswegs unglücklich darüber. Und sie sind am Schluss auch etwas näher dran am musikalisch untermahlten Feuerwerk. Ein bisschen schade ist das nur um die Düsseldorfer Symphoniker, deren gutes Spiel denn doch Nebensache wird. Hinsichtlich Inszenierung klassischer Musik ist bei dem Lichterfest denn doch noch Luft nach oben.

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