Leerstand: Ruinen mitten in der Stadt

Das marode Eckhaus in Flingern ist kein Einzelfall. Die Stadt sieht keine Chance, einzugreifen.

Düsseldorf. Das verfallende Eckhaus an der Birken-/Dorotheenstraße hat es zu trauriger Bekanntheit in der Stadt gebracht. Doch es ist keineswegs ein Einzelfall. Nur wenige Meter entfernt — in der Hoffeldstraße — ist ein ehemals prächtiger Altbau ebenfalls seit Jahren dem Verfall preisgegeben und steht leer. Und es gibt weitere solcher Fälle.

Angesichts des Mangels an bezahlbaren Wohnungen in der Stadt stoßen derlei Ruinen vielen übel auf. Allerdings sind die Gründe in den einzelnen Fällen ganz unterschiedlich. Die Stadt sieht nach eigener Darstellung keine Möglichkeit einzugreifen. Andere verweisen dagegen auf die gesetzlichen Möglichkeiten, Druck auszuüben.

An der Hoffeldstraße sind im Erdgeschoss die Fenster vernagelt. Schon zweimal gab es in der Bezirksvertretung 2 Anfragen zur Ursache für den Leerstand. Die Verwaltung hat nach eigener Darstellung keine Informationen. Schon 2004 hatte der Eigentümer beantragt, das Haus zu entkernen. Seitdem ist nichts geschehen, das Gebäude inzwischen als baufällig eingestuft.

So geht nicht nur Wohnraum verloren, es leidet auch das Stadtbild. Verrammelte Fenster sieht man auch an anderen Stellen in der Stadt. An der Clausiusstraße in Wersten ist ein Doppelhaus seit Jahren unbewohnt, das Grundstück mit Baustellenzaun umstellt. Laut Bezirksvorsteher Heinz-Leo Schuth ist die Immobilie nicht mehr sanierungsfähig. Er hofft auf einen Verkauf, der in einen Neubau mündet.

Wie ein Fremdkörper wirkt auch das Gebäude vor dem rwi4-Bürohaus an der Neusser Straße in Unterbilk. Auch hier sind die Fensteröffnungen mit Holzplatten versehen. Fragt man beim rwi4-Eigentümer nach, heißt es: „Das Gebäude gehört uns nicht, der Eigentümer wollte nicht verkaufen.“

Eine weitere Ruine steht seit Jahrzehnten in einem Hof am Worringer Platz, Anwohner haben sich schon über gelegentlich herunterfallende Steine beschwert. Die Stadt sieht aber keine akute Gefahr. Die Erbengemeinschaft hat offenbar keine Pläne für die Immobilie. Nach WZ-Informationen fehlt der Anreiz für einen Abriss, weil ein Neubau an der Stelle aus Platzgründen nicht möglich ist.

Wie viele dieser Immobilien gibt es in der Stadt? Die Verwaltung sagt, sie habe keine Zahlen. Das wundert SPD-Politiker Philipp Tacer. Er kündigt für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung 1 eine entsprechende Anfrage an: „Dann sehen wir, ob hier Handlungsbedarf besteht.“

Die Linke geht weiter und verlangt politische Initiative nach dem Vorbild von Bonn oder Dortmund. Dort gibt es Zweckentfremdungssatzungen, die den Kommunen Sanktionen ermöglichen, wenn Eigentümer Wohnungen längere Zeit zum Beispiel leer stehen lassen.

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