Düsseldorf Landtag stoppt geplante Wohntürme

Verkaufsverfahren für das Grundstück am Rheinturm wird angehalten. Das Areal geht an den Landtag, Stadt soll im Tausch ein Bürohaus an der Promenade erhalten.

Düsseldorf. Viel Ärger gab es um den geplanten Bau von Wohntürmen direkt neben dem Rheinturm. Anwohner protestierten, Bilker Heimatfreunde ebenso — zum Schluss sprach sich auch die CDU deutlich dagegen aus, so hohe Gebäude neben den Rheinturm zu setzen. Jetzt ist das Thema vorerst wohl vom Tisch: Das Verfahren wird angehalten, der Landtag soll die Fläche im Tausch erhalten.

Die Vorgeschichte: Die Stadt wollte, dass ihre Tochter IDR das Areal (auf dem sich heute ein Parkplatz befindet) verkauft, damit dort ein Investor lukrative Wohntürme bauen kann. Preisgedämpfte oder geförderte Wohnungen waren nicht vorgesehen. Das Bieterverfahren war in den letzten Zügen. Nach WZ-Informationen waren noch vier Entwürfe im Rennen: Alle schlugen einen oder zwei 60 bis 65 Meter hohe Türme vor, mit 70 bis 120 Wohneinheiten. Das Höchstgebot soll bei rund 30 Millionen Euro gelegen haben.

Die Angebote können womöglich bald geschreddert werden. Denn Stadt und Landtag haben sich auf eine andere Lösung verständigt. Von Anfang an hatte Landtagspräsidentin Carina Gödecke keinen Hehl aus ihren Bedenken gegen die Wohnhochhäuser gemacht. Zunächst war von der Sorge vor einem Terroranschlag auf das kaum 200 Meter entfernte Parlament die Rede. Nun heißt es, dass dort „ein städtebaulich attraktiver Erweiterungsbau des Landtags entstehen und ein Übergang von der Rheinuferpromenade zum Medienhafen entwickelt werden soll“.

Tatsächlich hat der Landtag weiteren Raumbedarf. Er mietet derzeit an der Lippestraße (77 Büros, drei Besprechungsräume, zwei Lesesäle und fünf Archivräume) sowie am Fürstenwall (51 Büros und drei Besprechungsräume) zusätzlichen Flächen an, die eine jährliche Miete von zusammen 1,42 Millionen Euro kosten.

Ins Gespräch gebracht wurde auch schon, dass neben dem Rheinturm der künftige Sitz für den oder die Ministerpräsidenten(in) entstehen könne, auch weil der (sehr teure) Mietvertrag der Staatskanzlei im Stadttor bald ausläuft.

Getauscht werden soll das Grundstück gegen einen Teil des früheren Mannesmann-Komplexes, der sich im Besitz des Landes befindet. Konkret geht es um das Haus Mannesmannufer 3 — direkt neben dem so genannten Behrensbau. Es ist rund vier Jahrzehnte alt. In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Stadt, Land und Landtag ist davon die Rede, dass die Grundstücke „hinsichtlich Lage und Größe vergleichbar“ seien.

Klingt gut, aber der Teufel liegt im Detail. Auf der einen Seite der Waagschale liegt ein 30-Millionen-Angebot, auf der anderen ein sanierungsbedürftiges Bürohaus. Zunächst soll deshalb „eine Wertermittlung beider Grundstücke unter der Federführung des NRW-Finanzministeriums erfolgen“, heißt es in der Mitteilung. Die IDR wiederum, die von der Entwicklung offenbar überrascht wurde, soll das Bieterverfahren vorerst ruhen lassen. Der IDR-Aufsichtsrat bekommt das Thema Montag auf den Tisch.

Derweil reagieren die Kritiker eines Hochhausbaus neben dem Rheinturm positiv. So hatten etwa die Stadtteilpolitiker der Bezirksvertretung 3 (u.a. Unterbilk, Hafen) das Projekt im September einstimmig abgelehnt, waren aber später vom Planungsausschuss überstimmt worden. Und so reagierte Bezirksbürgermeister Walter Schmidt (CDU) am Mittwoch sehr entspannt auf den „Deal“: „Das geht nun in die Richtung, die sich die Bezirksvertretung gewünscht hat.“ Schmidt geht nicht davon aus, dass das Land ein Hochhaus bauen wird.

Auch Erich Pliszka, Chef der Heimatfreunde, reagiert erfreut: „Da habe ich nichts gegen einzuwenden. Wir kommen der Sache näher.“ Die Heimatfreunde selbst hatten dem Land vorgeschlagen, auf dem Grundstück den künftigen Sitz für den NRW-Ministerpräsidenten zu bauen. Pliszka geht davon aus, dass ein Neubau nicht höher ausfällt als Landtag oder WDR-Gebäude.

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