Oper „Wir müssen nicht um Worte ringen“

Regisseur Immo Karaman und Fabian Posca sind privat und beruflich ein Paar. Zurzeit arbeiten sie an der Premiere von Prokofjews „Feuerengel“.

Oper: „Wir müssen nicht um Worte ringen“
Foto: David Young

Düsseldorf. Regisseur Immo Karaman und Kostümbildner Fabian Posca vertrauen ihrem eigenwilligen Terrier Grobi, wenn es darum geht, von der Kunstwelt abzuschalten. Zurzeit jedoch ist an Ausruhen nicht zu denken: Das Paar bereitet die Premiere von Prokofjews „Der feurige Engel“ am 13. Juni in der Oper vor. Im Interview sagt Karaman, wie sich Beruf und Privatleben vereinbaren lassen. Ursprünglich sollte auch Fabian Posca an dem Gespräch teilnehmen. Er erkrankte jedoch kurzfristig und musste absagen.

Herr Karaman, was hat Sie dazu gebracht, dieses selten aufgeführte Stück auszuwählen?

Immo Karaman: Mein Interesse liegt sehr stark im 20. Jahrhundert. Neben dem „Teufel von Loudon“ von Krzysztof Penderecki wollte ich Prokofjews „Feurigen Engel“ schon immer mal machen. Nach Prokofjews „Liebe zu den drei Orangen“, die ich kürzlich in München inszeniert habe, interessiert mich jetzt die Weiterentwicklung des Komponisten, der auf einmal eine große emotionale Geschichte erzählt, etwas sehr Energetisches.

Sie arbeiten dabei mit Ihrem Lebenspartner Fabian Posca zusammen: Treffen Sie solche Entscheidungen gemeinsam?

Karaman: Wir leben und arbeiten seit 15 Jahren zusammen. Das hat den Vorteil, dass man für Entscheidungen kein Treffen anberaumen muss. In jedem Moment kann ein Gedanke aufkeimen, auf Reisen oder bei einem Kino-Besuch. Solche Zufälle erleben wir oft gemeinsam. Das ist eine Art Engführung, bei der man im Team eine Selbstverständlichkeit hat, die der Vermittlung durch Dialoge und des Ringens nach Worten nicht mehr bedarf.

Sagen Sie Ihrem Partner, wie seine Kostüme aussehen sollen oder überlassen Sie ihm diese Entscheidung?

Karaman: Die Idee von dem, wie sich eine Figur bewegt, hat schon Einfluss auf das Kostüm, sozusagen eine Resonanz auf das Kostümbild. Und ich habe ja auch eine bestimmte Vorstellung von den Charakteren. Dann frage ich mich beispielsweise manchmal: Ist das fragil genug? Wir diskutieren aber nicht über den grundsätzlichen Stil. Denn was die Gestaltung von Kostümen anbelangt, da habe ich ein Defizit, das mein Partner ausgleicht. Er setzt das um, was ich denke.

Lernen Sie auf diese Weise voneinander?

Karaman: Weniger voneinander als mehr miteinander von gemeinsamen Erfahrungen. Das passiert zum Beispiel auch, wenn mal etwas nicht gut funktioniert hat. Dieses gemeinsame Sammeln von Erfahrungen bringt einen weiter. Man ist nonstop auf der Reise, bei der es nie darauf ankommt, angekommen zu sein.

Ist es in Ihrem gemeinsamen Privatleben wichtig, mal ganz vom Thema Oper abzuschalten?

Karaman: Absolut! Das fällt aber während einer Produktion nicht leicht. Das ist auch der Preis, den wir dafür zahlen. Man erlebt dann nicht das Heim, das man außerhalb hat. Die Produktion bestimmt das Zusammenleben. Wir haben aber einen Hund bei uns, den Irish Terrier Grobi, der uns durch seinen eigenen Willen immer wieder mal ins normale Leben zurückführt.

Noch mal zurück zum Stück: Wie wollen Sie die Handlung von einer Frau, die im Wahn lebt, visualisieren?

Karaman: Indem wir versuchen, ganz nah bei dem Menschen zu sein, der diese anderen, wahnhaft erscheinenden Dinge äußert. Wahnsinn kann man nicht als dritte Dimension ins Rennen schicken. Denn eine Objektivität gibt es für mich eigentlich nie. Ich möchte die Geschichte über die Figur erzählen, die uns begegnet und sie, der Wahnsinn unterstellt wird, sehr ernst nehmen. Dabei wird der Zuschauer zu einem wichtigen Mitspieler.

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