Werbeprofi wird Kunsthändler

Kurz vor der Rente wagt Lothar Lüttmann ein Experiment: Er eröffnet eine Galerie — für seine und andere Kunst.

Düsseldorf. Ein leerstehendes, 24 Quadratmeter kleines Ladenlokal in der Uni-Gegend, genauer gesagt an der Ulenbergstraße 135, direkt neben dem Café Weise gibt den Ausschlag: Der in Düsseldorf gebürtige Werbefachmann Lothar Lüttmann (60) entscheidet sich für die Eröffnung einer Kunst-Galerie. Die gastronomische Nachbarschaft inspiriert ihn zum Namen „Kunstweisen“.

Kunst, sagt Lüttmann, habe ihn schon immer interessiert: In den 60er Jahren nahm er an Workshops bei Joseph Beuys und Klaus Köhler-Achenbach teil, während er eine bodenständige Ausbildung zum Schriftlithografen machte. „Ich arbeite noch immer in der Werbebranche, will mich aber im fortgeschrittenen Alter mehr und mehr der Kunst widmen“, sagt Lüttmann, der Fotokunst produziert und dabei eine Technik anwendet, die er aus seinem Werbeberuf kennt: das Bekleben von Flächen. In seinem Galerieraum hängt eine Acrylscheibe, auf welche die markante Silhouette von Beuys appliziert ist. Gekrönt wird sie vom berühmten Hut aus Filz.

„Ich habe nie einen Galeristen gefunden, der meine Kunst ausstellen wollte“, berichtet Lüttmann. „Als ich dann über Wochen das leere Ladenlokal sah, sagte ich mir: Jetzt eröffne ich meine eigene Galerie.“ Er stellt aber keineswegs nur die eigene Kunst aus. Beispielsweise waren zuletzt zehn verschiedene Künstler zum Verkauf angeboten.

Preislich will es Lüttmann im Rahmen halten. Er deutet auf eine imposante, breite Fotografie des Rheins samt Kniebrücke und rechtsrheinischer Skyline bei orangerotem Dämmerlicht, angefertigt von dem Kölner Künstler Gerd Rettinghaus. „Sieht aus, als würde es Tausende kosten, kostet aber nur 400“, sagt der Werbeprofi. „Ich zeige hier nur No-Names, die überall Absagen bekommen.“

Die Galerieeröffnung sei für ihn so etwas wie die Vorbereitung auf den Ruhestand. „Ich werde jetzt 61.“ Allerdings ist er noch immer selbstständig als Werbetechniker tätig. Der Mietvertrag mit dem Hauseigentümer läuft laut Lüttmann noch zwei Jahre, und in dieser Zeit sollen noch viele Künstler ihre Werke zeigen.

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