Wenn Farbe aus Papptellern quillt

Besuch bei Farbresten, Fischköpfen, grauen Männern und träumenden Frauen.

Kunst muss nicht so teuer sein wie auf dem Kunstmarkt in Köln. Es gibt sogar Skulpturen und Bilder, die sich als Osterpräsente eignen. Hier einige Tipps:

Nele Waldert (46) ist eine herausragende Künstlerin, ihre Bedeutung wurde noch nicht so recht erkannt. Das wird an den recht günstigen Preisen für ihre kleinen Skulpturen (ab 100 Euro) bei Tedden deutlich. Ein „Mann mit Frisur“, der die Mundwinkel und Schultern herabhängen lässt, trägt ungewöhnlich stoisch einen violetten Kunststoff-Ballon auf dem Haupt. Drei akkurat gescheitelte Männer stehen bis zur Brust in einer Loge und variieren lediglich in der Art der Mundwinkel ihre Physiognomie. Waldert steckt den Kopf eines dieser braven Beamten-Typen sogar auf einen bauchigen Glasbehälter.

Bilker Straße 6, bis 4. Mai, di-fr 13-19, sa 10-16 Uhr

Bernd Finkeldei (64) mischt seine Farben auf Papptellern. Das ist eigentlich nichts Besonderes, würde er diese Pappen mit der vermatschten Acrylfarbe nicht zugleich als Motiv nehmen. All diese kunterbunten Mischreste oszillieren auf seinen Gemälden, quellen zwischen den Pappen hervor, türmen sich empor oder segeln wie fantastische Boote dahin. Der Maler pflegt die starken, bunten Farben im Helldunkel-Kontrast gegeneinander zu setzen, schräge und schöne Töne zu kombinieren und zu breiten Panoramabildern zu verarbeiten. Im Untergeschoss der Galerie präsentiert er in 60 Kleinformaten sein häusliches Milieu. Dabei werden Stahlwolle, Eimer, Schalter und Kabel, Schwamm, Pappe, Fenster und Flaschen in kunstvolle Bilder verwandelt.

Mühlengasse 5, Bis 21. Mai, di-fr 11 -18, sa 11 — 16 Uhr

Thomas Woll (40), Industriemechaniker, Maschinenbauer und Meisterschüler aus der Kamp-Klasse, ist ein Sisyphus. Er verwandelt die bestehenden Räume einer Galerie in eine bunkerartige Höhle und nimmt in Kauf, dass seine Installation nach der Ausstellung wieder abgerissen wird. In der TZR-Galerie hat er die weißen Wände mit Holz und Betonputz verschalt und Fenster bis auf Lichtklappen und Lüftungsöffnungen verriegelt. Die Dunkelheit wird nur spärlich durch eine Neonröhre über dem Schlitz einer Kiste aufgehellt. Zwei Bildschirme sorgen für schummriges Licht. Sie zeigen da ein schlagendes Herz in einer Computertomografie und bewusst verwackelte Motive der menschenleeren Geisterstadt Garzweiler. Es gehört Mut dazu, so einen grauen, verschalten Raum zu kaufen, in dem man sich unheimlich fühlt.

Poststraße 3, bis 17. Mai, di bis fr 13-18, sa 12-16 Uhr

„Ich liebe das Schräge und Groteske“, sagt Angelika Blaeser, die ihre erste Galerie in schönen Räumen der Carlstadt eröffnet hat. Die Tochter des ehemaligen Kunsthändlers Norbert Blaeser hatte 20 Jahre bei ihrem Vater dessen freie Akademie für bildende Kunst in der Vulkaneifel gemanagt. Nun macht sie sich selbstständig und zeigt Malte Brekenfelds Skurrilitäten. Der Maler führt auf der Leinwand zusammen, was nicht zusammengehört, Stammeshäuptlinge, Sirenen auf der Suche nach Odysseus oder Hasenbilder. Von ihm stammen auch sehr beredte „Fischköppe“, in denen er stets den Schalk walten lässt.

Bastionstraße 10, bis 7. Mai, di-fr 11 - 18, sa 11-15 Uhr

Totengerippe mit Schraubenbecken oder ein geflügelter, graziler Sensenmann im Steilflug auf ein Mädchen im Auto, das sind verlockend schöne und zugleich böse Motive von Sandra Vasquez de la Horra. Aus einer offenen Schädeldecke wachsen zarte Pflanzen. Ein Mädchen wird durch ein rechteckiges Loch geschoben, so dass nur noch Kopf und Zöpfe sichtbar sind. Da flüstert der Gott Egun, und ein Gottmensch mit langem Bart segelt auf dem Wasser. Es lauschen menschliche Wesen einem Baumgeist, während auf einem anderen Blatt ein Dornröschen mit langem Haar die Zeiten träumend überdauert. Diese Bilder eines fremden Mythos schwanken zwischen Leben und Tod.

Poststr. 3, bis 28. Mai, di-fr 12-18, sa 11-14 Uhr

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