„Von ZERO an“: Bahn zeigt erstmals ihre Kunstschätze

Nürnberg/Düsseldorf (dpa). Eines der berühmten Nagelbilder von Günther Uecker, Heinz Macks leuchtende Farbkompositionen und Otto Pienes Spiele mit dem Feuer: Bislang noch nie öffentlich gezeigte Werke der Düsseldorfer Avantgardegruppe ZERO sind nun in Nürnberg zu sehen.

Das Bild "Light My Fire" (von 1973) des deutschen Künstlers Otto Piene, aufgenommen in Nürnberg während der Ausstellung „Von ZERO an“.

Das Bild "Light My Fire" (von 1973) des deutschen Künstlers Otto Piene, aufgenommen in Nürnberg während der Ausstellung „Von ZERO an“.

Foto: Daniel Karmann

Mit der Ausstellung „Von ZERO an“ gewährt die Deutsche Bahn erstmals einen Einblick in ihre umfangreiche Kunstsammlung.

Diese ging mit dem Kauf des Logistikunternehmens Stinnes im Jahr 2003 auf die Bahn über. Der frühere Vorstandsvorsitzende der Stinnes AG, Günter Winkelmann, hatte in den 1950er-Jahren begonnen, Kunstwerke für das Unternehmen zu sammeln, und setzte dies bis in die 1990er-Jahre fort. „Er hat die Werke der ZERO-Gruppe schon in deren Anfangszeit gekauft, obwohl das damals noch „Nobodys“ waren“, sagte die Kuratorin der Schau und Leiterin des Nürnberger DB Museums, Russalka Nikolov, bei einer ersten Präsentation am Dienstag. Und er habe die Sammlung mit den Anhängern der Gruppe und ihren künstlerischen Erben ergänzt.

Die Sammlung, die seit 2013 der Stiftung der Deutschen Bahn gehört, umfasst etwa 300 Werke; 140 davon sind jetzt in Nürnberg zu sehen. Den Wert der Bilder hat die Stiftung bisher nicht schätzen lassen, sagte eine Sprecherin. Sie sollten auch nicht verkauft werden.

Bislang hingen die Bilder - darunter auch Werke von George Grosz, Victor Vasarely und Jirí Kolár - in Büros, Lagern oder Gängen des Unternehmens in Frankfurt, Berlin oder Essen. Für die Schau mit fast ausschließlich abstrakten Bildern wurde eine riesige Halle mit 6000 Quadratmetern auf dem früheren Industrieareal von AEG umgebaut. Das DB Museum gibt auch einen Katalog dazu heraus.

Die ZERO-Gruppe erlebt derzeit eine Art Renaissance. Auch in Berlin ist seit März eine große Ausstellung zu sehen. Die ZERO-Bewegung stand für einen Neufang in der deutschen Kunst - die „Stunde Null“ nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Piene und Mack sie 1958 gründeten, wollten sie die Schrecken von Krieg und Nachkriegszeit endgültig hinter sich lassen. Die Gruppe experimentierte mit Licht und Feuer, Zeit und Raum, Reflexionen, Formen und Farben.

Nachdem 1961 Günther Uecker zum Gründungsduo stieß, entwickelte sich die Gruppe zur größten internationalen Künstlerbewegung der Nachkriegszeit. Jahrzehntelang war die Gruppe dann ziemlich in Vergessenheit geraten, bis sich die in Düsseldorf gegründete ZERO Foundation 2008 an die Erforschung des Werks machte.

Auf den großen weißen Wandflächen in der Tageslichthalle in Nürnberg haben die Bilder nun viel Raum, um zu wirken. Um die Werke der drei Gründer sind Künstler versammelt, die Parallelbewegungen anhingen oder als Erben von ZERO zu sehen sind, sagte die Mit-Kuratorin Janina Hoffmann - etwa Adolf Luther, Jan Schoonhoven oder Jef Verheyen. Spannend sind auch die Werke der Vertreter der „optical art“ wie etwa von Ludwig Wilding, deren optische Täuschungen bei näherer Betrachtung fast zu Schwindelanfällen führen können.

Die Ausstellung „Von ZERO an“ ist vom 8. Mai bis zum 17. Juli zu sehen. Später soll sie auch in anderen Städten wie etwa Leipzig gezeigt werden. Die Planungen dazu stehen jedoch erst am Anfang.

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