Vom Fluch und Segen der Krimistadt Düsseldorf

David Daniel hat ein weiteres Ermittler-Duo etabliert. Im September erscheint sein nächster Fall.

Düsseldorf. Düsseldorf ist voller Mörder. Und es werden immer mehr. Ihnen auf den Fersen sind Kommissare und Detektive, die in Kleinarbeit grausame Details ans Licht und die Verbrecher hinter Gitter bringen. Krimiautor David Daniel hat zwei neue Ermittler und mit ihnen weitere Todesfälle in die Stadt gebracht: In seinem Erstling „Herzblut“ verwickelt sich Privatdetektiv Alexander Herz, Ex-Kunsthändler und Ex-Knacki, in den Mord eines Mädchens aus der Emo-Szene — ein Modephänomen unter Jugendlichen, das aus dem Hardcore-Punk stammt.

Der leidenschaftliche Herz folgt teils gegen, teils mit dem bodenständigen Kommissar Lohmeier den skurrilen Spuren — wie etwa den Bisswunden am Hals des Opfers. Der Täter ein Vampir? Da ist der berühmte Düsseldorfer Serienmörder Peter Kürten nicht weit. Auch Daniel erinnert in seinem Krimi an den historischen Fall aus den 1920er Jahren. „Ich wollte mir nicht vorwerfen lassen, der Zugezogene weiß nix von der Stadt“, erklärt der in Münster geborene und im Ruhrgebiet aufgewachsene Autor. Schließlich ist die Konkurrenz groß: Nur wenige Städte haben so viele Regionalkrimis zu bieten wie Düsseldorf.

Fluch und Segen zugleich, findet der 39-Jährige. Einerseits ist die Auswahl enorm, interessiert man sich für das Morden zwischen Kö und Kaiserswerth. Andererseits bringt das Publikum auch Lesungen und Veranstaltungen wie den Bücherbummel mit sich: Eine gewachsene Infrastruktur, von der ein Neuling wie Daniel profitiert. Er gibt sich Mühe, inszeniert seine Lesungen mit Hilfe einer Theaterregisseurin, erzeugt beim Vortragen Stimmungen, die Kate Truka mit melancholisch-lieblichen Songs und Akustikgitarre verstärkt.

So sehr der Autor die Stadt als Schauplatz schätzt, diesen Ort, an dem herrlich überzeichnete Gestalten auf der Kö spazieren, viel Geld verdient wird und beim Bier Menschen ins Gespräch kommen, die nicht zusammenpassen, so sehr hofft der gelernte Journalist auf Resonanz über Düsseldorfs Grenzen hinaus. „Mir liegt die Stadt, weil ich hier seit 13 Jahren lebe. Die Geschichte könnte aber auch woanders spielen“, sagt Daniel.

Bei Donna Leon würde ja auch niemand auf die Idee kommen, dass die Autorin Venedig-Krimis schreibe. Ein hochgegriffener Vergleich, den Daniel selbstkritisch relativiert: „Ich frage mich natürlich, ob ich überhaupt gut genug bin, aus dem engen Kreis herauszukommen.“

Um das zu erfahren, hat Daniel nachgelegt: Im September erscheint „Herzrasen“. Wieder sind es Herz und Lohmeier, deren Wege sich im Laufe ihrer jeweiligen Ermittlungen kreuzen. Wieder wählt der Autor für den Privatdetektiv die Ich-Perspektive, zeigt die Innensicht des gestrauchelten Schöngeists mit Sex-Appeal. Ihm gegenüber steht der traditionsverbundene Polizist und Familienvater. Ein funktionierendes Gesellschaftsmitglied, wie es scheint. Doch auch Lohmeier fühlt sich ausgeschlossen, wirkt — obwohl nur wenig älter als Herz — schon fast wie ein Relikt. Eine spannende Konstellation, die das Zeug zur Serie hat. Zwar geht die Mördersuche im Erstling etwas schleppend voran, doch die gut gezeichneten Figuren halten den Leser bei der Stange.

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