Düsseldorf Vom Faust (to go) bis zu Romeo und Julia

Schauspielintendant Wilfried Schulz zeigt ab September Theater an vielen Orten in der Stadt. Wer will, kann es sogar zu sich nach Hause bestellen.

Düsseldorf. Was für ein Angebot: Wer sich für seine Geburtstagsfeier eine professionelle Theaterinszenierung wünscht, kann demnächst beim Schauspielhaus „Faust (to go)“ bestellen. Voraussetzung ist ein Raum für 100 bis 200 Personen und ein Budget von 500 bis 1000 Euro. „Wenn Sie das auf die Zuschauer umlegen, ist das nicht gerade teuer“, rechnet der neue Theaterintendant Wilfried Schulz vor. Am Freitag hat er den Spielplan für seine erste Saison ab dem 15. September vorgelegt. Den Goethe im Kleinformat versteht er als Geste, mit der er auf die Stadt zugehen will: Sportvereine, Jugendclubs und Altenheime — alles Orte für sein Stadttheater.

Da das Schauspielhaus am Gründgens-Platz in seiner ersten Spielzeit wegen Bauarbeiten geschlossen bleibt, hat Schulz zudem verschiedene Spielstätten in der Stadt gefunden: Am 15. September wird für sechs Wochen in einem Zirkuszelt auf dem Corneliusplatz gespielt. Mit „Gilgamesh“, einem 5000 Jahre alten Epos, weist das Theater zurück auf den Ursprung des Erzählens, ab 25. September folgt „In 80 Tagen um die Welt“ als komödiantischer und musikalischer Theaterabend. Im Capitol wird das Familienstück „Der Zauberer von Oz“ über die Bühne gehen und im Dreischeibenhaus — von der Parkgarage bis zur Dachterrasse — eine Uraufführung, die den mysteriösen Kriminalfall um den Düsseldorfer Multimillionär Otto-Erich Simon in einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion in Szene setzt.

Einen klassischen täglichen Spielbetrieb kündigt Schulz für das Central am Hauptbahnhof an. Dort stehen „Der Revisor“, „Romeo und Julia“ und „Medea“ auf dem Programm sowie Kleist mit „Das Käthchen von Heilbronn“ und „Michael Kohlhaas“. Schulz, der immer wieder seine Herkunft als Dramaturg betont, sagt: „Kleists Empfindlichkeit und Schmerzbewusstsein passt sehr in unsere unübersichtliche Zeit.“

Schulz markiert seinen Neuanfang auch mit einem neuen Namen. Logo ist ein Wort, das ihm nicht gefällt, er nennt es Kennzeichnung. „D’haus“ — mit dieser Abkürzung will er das „D“ und damit die Stadt ins Zentrum rücken und gleichzeitig eine Komprimierung anzeigen. Inhaltlich bekennt sich der aus Dresden nach Düsseldorf wechselnde Theatermann durch die neue Bürgerbühne zur Stadt. Sie will er als dritte Sparte neben dem Schauspielhaus und dem Jungen Schauspiel verstanden wissen und stellt ihr mit Christoph Seeger-Zurmühlen einen Experten an die Spitze. Der derzeitige Leiter des Kinder- und Jugendtheaters an der Münstersstraße kennt sich in Stadt und Szene bestens aus. „Die Bürger schenken uns ihre Biographien und Geschichten, und wir ihnen das Theater dazu“, erklärt Seeger-Zurmühlen.

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