Vernissage: Theatralische Himmelfahrt

Am Freitagabend eröffnet Claudia Rogge ihre Ausstellung „Verloren im Paradies“ in der Galerie Voss.

Düsseldorf. Claudia Rogge wirkt in ihren jüngsten Fotografien theatralischer als mancher Regisseur, der für die Theater-Bühne arbeitet. Wie in einem Schauspiel möchte sie den Betrachter ins Bild hineinziehen und staunen lassen.

Für ihr jüngstes Projekt, das bei Voss ab Freitagabend zu sehen ist, wurde sie in der Düsseldorfer Altstadt, in der Inselstraße und in Benrath fündig. Die Säulenhalle im ehemaligen Amts- und Landgericht an der Mühlenstraße oder Dekorteile aus Fassaden alter Häuser und Schlösser haben es ihr angetan. Aus Bögen und steinernen Köpfen holte sie sich die Architekturfragmente, um sie im Computer zu multiplizieren.

Nun musste sie nur noch in ihrem Studio die dazu gehörenden Menschen-Szenen so darstellen, dass sie als Teile der Bildkomposition aus der Froschperspektive erscheinen. All die schönen Jungen und Mädchen sehen aus, als übten sie eine Himmelfahrt.

Zwischen den Wolken und den klassischen Rundbögen himmeln sich die bunt und glänzend gekleideten Figuren an, wenn sie nicht gänzlich im Nebulösen schweben. Claudia Rogge liebt opulente Inszenierungen aus Kitsch und Kunst, aus Barockem und Gegenwärtigem, aus Schönheit und Perfidem.

„Lost in Paradise“, „Verloren im Paradies“, nennt sie den jüngsten Bilderzyklus. Die Models, die sie für ihre Inszenierungen anheuerte, könnten aus dem 19. Jahrhundert, dem Zeitalter der dekorativen Kolossalbilder eines Hans Makart, entsprungen sein. Nun agieren sie räkelnd und kämpfend im Schaukampf miteinander.

Der Exzess der Gestikulation spielt eine große Rolle. Sie sind Walküren wie aus Wagner-Opern. Blondinen mit geflochtenem Haarkranz gestikulieren in einer eloquenten Körpersprache. Das große Welttheater scheint fröhliche Auferstehung zu feiern.

Rogges Wille zur Überrumpelung der Betrachter wird besonders deutlich in ihren Stillleben. Sie baut sich Szenen aus Lilien, Rosen und anderen duftenden Blumen auf, setzt ihnen ein Rehkitz als Dekoware oder ein Schwein mitsamt Gemüse entgegen; und kippt anschließend flüssige Keramik, Wachs, Gelatine oder Gips über die Aufbauten, streut Goldstaub oder Wasserglas auf die Körper, so dass die Motive kristallin erscheinen.

Im Ergebnis wird der Alltag spektakulär verfremdet. Zuletzt wird das Arrangement in ein spezielles Licht getaucht, so dass die Dinge des Alltags wie verwandelt sind. Derlei Bilder der Vergänglichkeit werden — wie stets von Claudia Rogge — aufwändig aus mehreren Fragmenten zu Fotocollagen zusammengefügt.

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