Tonhalle: Neuer Stil im musikalischen Kosmos

Michael Becker setzt weiter auf Kontakt zum Konzertpublikum.

Düsseldorf. Die erste Konzertsaison unter der Leitung des neuen Tonhallen-Intendanten Michael Becker ist mit dem 12. Symphoniekonzert, nun "Sternzeichen" getauft, zu Ende gegangen.

Einen ganz neuen Stil brachte der studierte Bratscher aus Niedersachsen an den Rhein und will ihn auch in ähnlicher Weise fortsetzen.

Obwohl sich dem Vernehmen nach nicht alle davon begeistert zeigten, will Becker weiter zu Beginn der von ihm gemanagten Konzerte vor das Publikum treten, um die Besucher einzustimmen.

Dies kündigte er jedenfalls in seiner Begrüßung vor dem letzten Symphoniekonzert dieser Saison an. Und auch die der Astronomie entlehnten Titel von Konzertreihen wie "Big Bang" (Jugend konzertiert), "Sonnenwind" (Sonntagnachmittagskonzerte) und "Supernova" (Moderne Musik) bleiben erhalten.

Denn dass die Tonhalle einst ein Planetarium war, soll konsequent als Markenzeichen genutzt werden.

"Willkommen im Planetarium der Musik", so leitete er seine Reden wieder und wieder ein, bis man sich an der Formulierung leid gehört hatte.

Auffallend war, dass er beim 12. Symphoniekonzert erstmalig auf "Tonhalle Düsseldorf" auswich, eine schlicht zutreffende und daher strapazierfähigere Wortwahl, die wohl keinen mehr so schnell die Nase rümpfen lässt. Dass er aber nach wie vor ein paar Sätze an die Besucher richten will, begründet Becker mit der besonderen Dramaturgie der Programme.

"Ich muss das nicht haben", erklärt er und tritt damit vorsichtshalber dem Verdacht entgegen, er höre sich wohl nur gerne reden. Doch sei es andernfalls schade, wenn diejenigen, die sich kein Programmheft gekauft haben oder aus sonst welchen Gründen unkundig seien, nicht erfahren würden, in welchen Verhältnissen die Werke eines Konzertes zueinander stünden.

Ein smarter Intendant im modischen Anzug, der versierter in Sachen Musikgeschichte ist als seine beiden Vorgänger und sich mit ausgebildeter Moderatorenstimme ans Publikum wendet, tut dem Haus sicher gut.

Jedoch neigt Becker dazu, Basiswissen zu vermitteln, das seine Zielgruppe größtenteils schon besitzen dürfte, denn sie ist ja nicht zufälligerweise in der Tonhalle gelandet oder - um es im Science-Fiction-Jargon zu sagen - versehentlich dorthin gebeamt worden.

Umso rätselhafter wirken Bezeichnungen wie Raumstation RSS (gemeint ist der Robert-Schumann-Saal), für die der Leser der Programmvorschau schon fast einen Fremdenführer benötigt.

Für die nächste Saison ist zu hoffen, dass Becker viele seiner hochfliegenden Ideen zwar weiter ausbaut, dabei aber auf dem Teppich bleibt.

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