Tonhalle: Ein Tasten-Poet für Mozart

Starpianist Leon Fleisher begeisterte beim Sonderkonzert mit den Symphonikern.

Düsseldorf. Zum ersten Mal trat der Verein der Freunde und Förderer der Tonhalle als Veranstalter in Erscheinung und bot ein Konzert mit dem Pianisten Leon Fleisher und den Düsseldorfer Symphonikern. Am Pult stand Generalmusikdirektor Andrey Boreyko.

Es seien wohl doppelt so viele Konzertbesucher in der Tonhalle wie der Förderverein Mitglieder habe, sagte der Vereinsvorsitzende Sieghardt Rometsch bei seiner Begrüßung. "Das ist ein großartiges Potenzial." Und so warb er für den zahlreichen Eintritt in den Freundeskreis, der übrigens unter seinem Vorsitz stetig wächst.

Mit Leon Fleisher gewann man einen legendären Musiker als Solist für Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 414, ein Stück, das die Symphoniker zuvor noch nie aufgeführt haben. Schon als junger Mann spielte Fleisher viel Mozart. Doch 1964 lähmte eine neurologische Erkrankung den rechten Arm des amerikanischen Pianisten, dessen Karriere damit beendet schien.

Jahrzehntelang verlegte sich Fleisher ausschließlich auf Werke für die linke Hand. Erst seit kurzem verhilft ihm eine Therapie mit Botox-Injektionen zum pianistischen Gebrauch der rechten, wenn auch nicht mehr für allzu virtuose Zwecke.

Der 81-Jährige ist ein Tasten-Poet geworden. Die Innigkeit und geheimnisvolle Klanggestalt im Spiel des langsamen Mittelsatzes gehört in einen Bezirk, in den nur Altmeister vorzudringen vermögen. Hier fragt niemand mehr nach manueller Artistik, da es wohl in der Welt der Musik nichts Höheres gibt.

Nach diesem sublimen Mozart war alles gesagt. Dass nun ein Reißer wie Maurice Ravels Bolero folgte und diesen Eindruck aus dem Gedächtnis klöppelte, zeugt von geringem Fingerspitzengefühl bei der Programmgestaltung.

Fleisher hatte vor der Pause noch einmal das Paradestück seiner mittleren Jahre, Ravels berühmtes Klavierkonzert D-Dur für die linke Hand gespielt. Dieses Werk fordert weit mehr Virtuosität als der Mozart. Und ganz so behänd wie einst kann Fleisher die enormen Akkord-Kaskaden nicht mehr vorführen. Doch trotz des gedrosselten Tempos besitzt sein Spiel musikalische Kraft.

Indes wirkte Andrey Boreyko beim Dirigieren des Orchesterparts etwas unsicher, wodurch die klangliche Korrespondenz mit dem Solisten oft unorganisch wirkte. Umso schöner und differenzierter gelang später das Miteinander beim Mozart-Konzert.

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