Theater: Schüler-Lehrer-Konflikt

Im Jungen Schauspielhaus feierte „Aussetzer“ Premiere.

Düsseldorf. Regungslos sitzen Julika Stöhr (Frederike Linke) und ihr Schüler Chris (Alexander Steindorf) auf der Bühne. Laute, aggressive Musik erklingt aus den für die Zuschauer unsichtbaren Boxen.

Während einige Menschen im Publikum noch gut gelaunt im Takt mitwippen, scheinen die beiden Protagonisten die Töne gar nicht wahrzunehmen. Sie sind beschäftigt - mit sich selbst und ihren Problemen, die ihnen das System Schule bereitet.

Mit seiner jüngsten Inszenierung im Jungen Schauspielhaus greift Regisseur Jörg Schwahlen einen Schüler-Lehrer-Konflikt auf, der von Gewalt und Kommunikationsproblemen geprägt ist. Chris’ Hauptschulabschluss steht auf der Kippe. Doch vielleicht lässt sich ja die junge, neue Lehrerin überreden, in ihrem Fach ein Auge zuzudrücken? Julika hat jedoch eigene Probleme. Sie glaubt als Lehrerin zu scheitern.

Als sie sich schließlich weigert auf einen Kuhhandel einzugehen, schlägt Chris zu. Er prügelt auf seine Lehrerin ein, zerschlägt eine Wand. "Nur ein Reflex" sei es gewesen, gewollt habe er das nicht, erzählt der Schüler. "Ausgerechnet die Stöhr, die ist doch kein Gegner." Die junge, engagierte Pädagogin ist verstört, zeigt ihren Schüler jedoch nicht an. Im Gegenteil - sie bietet ihm sogar Hilfe beim Lernen für die Abschlussprüfungen an. Doch so recht vertrauen mag Chris ihr nicht. Er glaubt zurecht, dass es gar nicht um ihn geht, sondern dass sich seine Lehrerin selbst etwas beweisen will.

Das Stück "Aussetzer" von Lutz Hübner baut auf Stereotypen: Auf der einen Seite ist da ein von Testosteron gesteuerter Jugendlicher, der zu Hause mit Gewalt konfrontiert wird. Auf der anderen Seite ist da eine übereifrige, junge Pädagogin in einem schulischen Umfeld voller Resignation und Heuchelei. Doch trotz dieser Stereotypen bleibt die Geschichte, die Jörg Schwahlen erzählen will, nie vorhersehbar. Für das Publikum bleibt die Aufführung temporeich und spannend bis zur letzten Minute. emai

Nächste Aufführung: Samstag, 19.30 Uhr, Junges Schauspielhaus, Münsterstraße 446.

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