Tenor Klaus Florian Vogt: Eine Stimme wie aus einer anderen Welt

Heldentenor Klaus Florian Vogt sprang in Wagners „Walküre“ ein. Ein Glücksfall.

Düsseldorf. Klaus Florian Vogt ist einer der begehrtesten Heldentenöre der Welt. Am Sonntagabend war er unverhofft am Düsseldorfer Opernhaus zu erleben, als Siegmund in Wagners „Walküre“. Vogel war für den erkrankten Ian Storey eingesprungen, seinerseits ein international bekannter Sänger und gefragter Tristan-Darsteller.

Um Vogt allerdings herrscht seit seinem fulminanten Lohengrin-Debüt in Bayreuth ein weit größerer Rummel. Das hat mit seinem Können wie mit seinem Äußeren zu tun. Denn der Tenor wirkt wie ein Held aus dem Märchen, groß gewachsen mit blonden Locken, dazu eine Stimme von fast unwirklicher Klarheit.

Das Timbre klingt ausgesprochen jugendlich. Das verleiht der Darbietung die Aura von Reinheit und Unschuld, passend zu all den Wagner-Helden, die in jugendlichem Überschwang nach Idealität streben, dann aber an der realen Gesellschaft scheitern und zugrunde gehen.

Vogt besitzt ein großes Stimmvolumen. Bis in die hinterste Reihe ist der vokale Klang präsent. Sanfte Momente wie „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ wirken ebenso überzeugend wie die kraftvollen Wälse-Rufe.

Der Tenor wird nach dem ersten und zweiten Akt vom Publikum begeistert gefeiert, auch für Linda Watson als Brünnhilde gibt es starken Beifall. Susan Maclean gestaltet die Partie der Sieglinde vor allem in den Mittellagen differenziert. Und Renée Morloc spielt die eifersüchtige Götter-Gattin Fricka mit beißender Ironie und Süffisanz.

Der erweiterte Orchestergraben zahlt sich einmal mehr aus: Die „Walküre“ in Originalbesetzung besitzt ganz große orchestrale Dramatik. Dirigent Axel Kober entlockt den Symphoniker zudem feurige Verve.

Die aus den Neunzigern stammende Inszenierung von Kurt Horres wirkt derweil wie eine Altlast aus den Experimentier-Jahren des Regietheaters. Text und Musik passen überhaupt nicht zum Marmor- und Kassettentüren-Ambiente.

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