Spandau Ballet in der Philipshalle: Eine in Ehren gealterte Sehenswürdigkeit

Die britische Band Spandau Ballet zeigt sich vor 3000 Fans in der Philipshalle gut in Form.

Düsseldorf. Wie lang ist eigentlich die Halbwertszeit von Teenie-Geschrei? Unter normalen Take-That-Umständen würde man vielleicht von Wochen oder Monaten reden. Eine neue Kategorie eröffnen die fünf Herren von Spandau Ballet bei ihrem Auftritt in der Philipshalle.

Den vollständig angetretenen Originalmitgliedern John Keeble (Schlagzeug), Tony Hadley (Gesang), Gary Kemp (Gitarre), Martin Kemp (Bass) und Steve Norman (Saxophon, Gitarre, Percussion) schlägt von den Fans eine Freude über das Wiedersehen nach 20 Jahren entgegen, dass man den Begriff der Fantreue hier getrost einer Neubewertung unterziehen darf.

Von offizieller Seite mit 3000 beziffert, in der halb abgehängten Philipshalle aber locker gestellt, sind es vermutlich deutlich weniger Fans, die den Weg nach Düsseldorf gefunden haben. Aber der Lautstärkepegel des Jubels macht das wett.

Zu Beginn wird auf einen halbtransparenten Vorhang ein visueller Zusammenschnitt der Bandvergangenheit projiziert. Dahinter nimmt die Band Aufstellung. Die Stimmung pendelt sich schnell irgendwo zwischen Klassentreffen und einem melancholischen "Junge, wir werden auch nicht jünger" ein, untermalt von dem unermüdlich ausgesprochenen Dank "Thanks for waiting". Hier stehen fünf ehemalige Teenie-Träume als in Ehren gealterte Sehenswürdigkeit auf der Bühne, sozusagen ein britisches Neuschwarmstein.

Im Gepäck haben sie ein 2009 veröffentlichtes Album, das neben zwei neuen Liedern einen Querschnitt des früheren Schaffens als aufpoliertes Altgold bietet. 2010 präsentieren sich Spandau Ballet als Band, die die Synthie-Opulenz ihrer Zeit zwischen 1980 und 1990 an die Disco-Kugel gehängt hat.

Schlagzeuger John Keeble etwa hat seine fiesen elektrischen Drumpads von einst gegen ein Riesen-Drumset eingetauscht, das jedem Hardrocker zu Ehre gereichen würde. Die Brüder Kemp führen stolz lächelnd ihr großes Arsenal an Gitarren und Bässen vor, während Steve Norman als leichtfüßiger Multiinstrumentalist quer über die Bühne flitzt.

Die fünf Briten zeigen sich in sehr viel besserer Form als so manche ihrer Zeitgenossen, die die Zeit für ein Comeback für gekommen halten. Und selbst wenn der Anzug von Sänger Tony Hadley heute etwas unter den Schultern spannt, seiner Sangeskraft haben die Jahre nicht viel anhaben können.

Songs wie "She loved like diamond", "Round and round", "Fight for ourselves", die neue Single "Once more" sowie die ganz großen Kracher "Through the barricades", "True" und das als letzte Zugabe aufgesparte "Gold" ergeben ein vollständiges Fan-Präsentpaket, gekrönt von einer akustischen Version von "With the pride".

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