Schwanenfrau im Ruhestand

Abschied: Die einstige Primaballerina und Ballettmeisterin Monique Janotta will nach 49 Jahren Profi-Tanz das Leben genießen.

Düsseldorf. Sie war die Schwanenfrau par excellence: Das scheue Wesen, die sanfte Linie, die makellose Technik. Als Odette-Odile in "Schwanensee" tanzte Monique Janotta sich in die Herzen des Publikums. Die Pariserin war die Muse Erich Walters, des bedeutendsten deutschen Nachkriegschoreografen, von 1964-1983 an der Deutschen Oper am Rhein ein Ballettwunder schuf. Die Janotta - 1970 kam sie an den Rhein - war seine Giselle, seine Julia, sein Dornröschen und vieles mehr. Die Ex-Primaballerina geht, nunmehr als verdiente Ballettmeisterin, in den Ruhestand. Ballettdirektor Martin Schläpfer lässt sie ungern ziehen. Er weiß, was er an ihr hat.

Und sie an ihm. "Er macht mein Herz warm", sagt die charmante Französin. Doch sein extremer Arbeitsrhythmus macht ihr zu schaffen. Der Termindruck ist groß. "Ich brauche inzwischen mehr Zeit zum regenerieren", erklärt sie. "Ich möchte nicht mehr jeden Morgen aufstehen und in Form sein müssen." Nach 49 Jahren Profi-Tanz, davon 40 Jahre in Düsseldorf-Duisburg, hat sie das verständliche Bedürfnis, "das Leben ein bisschen zu genießen", wie sie sagt. Im klassischen Ballett könne man nicht mogeln. "Es geht nur mit Fleiß und Arbeit. Aber ich habe es nie als Opfer gesehen. Die Liebe zum Tanz hat mich angetrieben."

Die Arbeit als Ballettmeisterin empfindet sie als anstrengender als die der Tänzerin. "Man muss immer ein Vorbild sein und motivieren. Das kostet viel Energie. Als Tänzerin war ich nur mit mir selbst beschäftigt." Dabei hat sie als Erste Solistin selbst an freien Tagen freiwillig trainiert. Was vor allem an Falco Kapuste lag, der neben den Stars Peter Breuer ihr langjähriger Bühnenpartner war. Kapuste sei immer sehr streng mit ihr gewesen.

Disziplin lernte Monique Janotta unter anderem bei dem berühmten Tänzer Serge Golovine. "Er war mein erster großer Meister. Er hat mir beigebracht, dass man nicht eines Effekts wegen tanzt, sondern, um sich in eine Rolle einzufühlen." Ihre Sensibilität und Lyrik inspirierten Erich Walter, Poet unter den Tanzschöpfern, zu großen Werken, so das Tschaikowsky-Ballett "Fantaisies" - ihr Lieblingsballett.

Eigentlich wollte sie nach seinem Tod 1983 weg. Doch sein Nachfolger Paolo Bortoluzzi überredete sie zu bleiben. Auch Heinz Spoerli. Er kam 1990 und verschaffte dem Haus mit seinen Top-Tänzern wieder internationales Ansehen. "Wir trafen uns zufällig bei einem Spaziergang. Da erzählte er mir, dass er die "Josephslegende" machen will und ich Potiphars Weib tanzen solle." Ihr späterer Mann Vladimir Karakulev war Joseph. Youri Vamos, der Spoerli beerbte, wusste wenig mit einer Tänzerin wie Monique Janotta anzufangen. Ganz Dame, übergeht sie diese 13 Jahre beinahe. "Er ließ mir viel Freiheit, um in Leipzig oder Hannover zu arbeiten".

Janotta bleibt der Rheinoper als Gast-Trainerin erhalten, auch wird sie das Karlsruher Ballett trainieren. Denn Gartenarbeit und die Natur werden ihre Liebe zum Tanz nicht ersetzen können.

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