Schönes Wochenende in der Tonhalle

Beim Auftakt zum neuen Klang-Festival präsentierten Künstler die Vielfalt der musikalischen Moderne.

Schönes Wochenende in der Tonhalle
Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. Die Tonhalle ging in die Offensive mit dem soeben aus der Taufe gehobenen Festivalformat „Schönes Wochenende“. An den vergangenen drei Tagen standen das Haus sowie der nahe gelegene Schumann-Saal ganz im Zeichen der musikalischen Avantgarde mit vielen Uraufführungen von Auftragskompositionen. Auffallend angenehm waren dabei der aufgelockerte Festival-Charakter inklusive Festival-Pass für Dauergäste und die bunte Mischung im Programm, das sich auf keine spezifische Richtung der Moderne festlegte.

Schon in den Tagen vor Festivalbeginn fielen dicke Druckwerke auf, die kostenlos in der Tonhalle auslagen. Unter dem Titel „Schönes Wochenende“ bereitete dieses Magazin ausführlich auf die Musikereignisse vor.

Besonders lesenswert war ein Interview mit dem Komponisten Moritz Eggert (geboren 1965), der mit klaren Worten der deutschen Kulturpolitik ein schlechtes Zeugnis ausstellt und die berechtigte Frage stellt, warum eines der reichsten Länder der Welt glaubt, an der Kultur sparen zu müssen.

Nun können sich andererseits hiesige Verantwortliche nicht vorwerfen lassen, an der Neuen Musik geknausert zu haben, wie das vergangene Musik-Wochenende zeigte. Dennoch: Ein Avantgarde-Festival macht auch der ambitionierteste Dramaturg zu keinem Kassenschlager, und so bleibt auch dieses Festival verglichen mit gängigen Repertoirekonzerten ein Minderheitenprogramm.

Rund 500 Besucher kamen zum Eröffnungskonzert im großen Tonhallensaal. Dort feierte das Notabu-Ensemble sein 30-jähriges Bestehen mit gleich vier Uraufführungen von Kompositionen, die eigens für dieses Jubiläum verfertigt wurden.

Los ging es mit „Le Pavillon d’Or“ von Karol Beffa (geboren 1973). Die Wirkung eines goldener Pavillons auf den Betrachter wird hier in Tönen nachgezeichnet. Dabei entstehen zugleich warme und glänzende Klänge, verbunden mit einer emotional dichten Stimmung, die an der Spätromantik anknüpft. Ähnlichen Glitzer verbreitet die „Musique de la lumière et de la pénombre“ (Licht und Dämmerung) des Polen Krzysztof Meyer (geboren 1943). Zuweilen scheint es als würden gefärbte Kristalle aufleuchten, ein Eindruck, der durch das raffinierte Zusammenspiel heller und dunkler Klangfarben entsteht.

Besonders eindrucksvoll ist ein Stück nach einer Federzeichnung Paul Klees von dem schweizerischen Komponisten Jean-Luc Darbellay (geb. 1946). Ihm gelingt es, experimentelle Klänge von Instrumenten zum prachtvollen symphonischen Klang zusammenzusetzen, der ganz neue Eindrücke gewährt.

Ensemble-Leiter Mark-Andreas Schlingensiepen hat für seine Notabu-Musiker ein „Italienisches Konzert“ komponiert — in dem unter anderem mehrere Kassettenrekorder zum Einsatz kommen und Grillenzirpen oder andere mediterrane Klänge zum Live-Spiel des Ensembles verbreiten. Mit herrlich schäumendem Meeresrauschen klingt das Opus aus.

Etwas unkonventioneller war das musikalische Wochenende am Sonntag in der Rotunde der Tonhalle: Mehrere Ensembles und Solisten gaben sich ein Stelldichein. Zu hören war beispielsweise anregendes Wechselspiel zwischen Préludes des Romantikers Frédéric Chopin (1810-1849) und Klavier- und Vokal-Stücken des Düsseldorfer Komponisten Christian Banasik (geb. 1963). Der Pianist Udo Falkner und die Sopranistin Irene Kurka präsentierten diese Klang-Collage mit Sinn für die Spannung.

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