Düsseldorf Schauspiel startet im Central am Bahnhof

In 13 Tagen ging der Umzug vom Theater am Gründgens-Platz über die Bühne. Am Samstag läuft die erste Premiere in der neuen Spielstätte.

Die 325 Mitarbeiter des Düsseldorfer Schauspielhauses sind am Freitag in einer langen Karawane vom Gründgens-Platz ins Central gezogen.

Die 325 Mitarbeiter des Düsseldorfer Schauspielhauses sind am Freitag in einer langen Karawane vom Gründgens-Platz ins Central gezogen.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Zahlen sind eine abstrakte Größe. Wie es tatsächlich aussieht, wenn 325 Mitarbeiter mit Sack und Pack aus dem Theater am Gustaf-Gründgens-Platz ausziehen, haben sie am Freitag vorgeführt. Typisch Theater. In einer Karawane sind sie ins Central am Hauptbahnhof umgesiedelt. Nur 13 Tage hatte das Team von Intendant Günther Beelitz, um unter anderem 1800 Quadratmeter Bühnenbild, 1786 Leitzordner und fünf Kilometern Kabel in die ehemalige Paketpost zu transportieren. Silvester lief die vorerst letzte Vorstellung im Schauspielhaus, das für die kommenden eineinhalb Jahre Baustelle sein wird. Am Samstag steht mit Brechts „Kleinbürgerhochzeit“ die erste Premiere in der Ausweichspielstätte auf dem Plan.

Düsseldorf: Schauspiel startet im Central am Bahnhof
Foto: Sebastian Hoppe

„Das Central kann sich bei den Zuschauern nur durchsetzen, wenn wir jeden Tag spielen“, erklärt Beelitz. Für den 78-jährigen Theatermann ist dieser Umzug mitten in der Spielzeit eine Mammutaufgabe. Nahezu das komplette Repertoire an Stücken ist mit rübergegangen, sieben Premieren stehen bis zur Sommerpause noch an. War Beelitz bis zuletzt skeptisch, ob dieser Wechsel gelingen kann, gab er sich am Freitag vorsichtig optimistisch. Und wieder sind es Zahlen, die ihm dabei helfen: Bereits 22 000 Karten hat das Theater für die nächsten Vorstellungen verkauft, die Publikumsrenner „Terror“ und „Faust 1“ sind für Januar und Februar bereits ausverkauft. Maximal 600 Besucher kann das Central an jedem Theaterabend aufnehmen, die Große Bühne bietet 400 Plätze, die Kleine 200. Fast immer soll parallel gespielt werden. So versucht man, den Positivtrend bei Zuschauerzahlen und Einnahmen aus den vergangenen Monatenzu halten. Zum Vergleichszeitraum 2013/2014 haben Intendant Beelitz und Geschäftsführer Alexander von Maravic bei den Besuchern 33 Prozent und den Einnahmen 79 Prozent Plus verzeichnen können.

Eine zentrale Rolle bekommt das Foyer: Die gläserne Brücke verbindet das Post-Gebäude mit dem Central. Ein neuer Aufgang ermöglicht, direkt vom Parkhaus ins Theater zu kommen. Garderobe und Bar sind jeweils eine Stunde vor und eine nach der Vorstellung geöffnet. Beelitz bezeichnet diese Foyerbrücke gerne als Düsseldorfs längsten Laufsteg, auf dem sich die Zuschauer zeigen und miteinander ins Gespräch kommen können. Nicht zuletzt die Inszenierung „Terror“, bei der nach der Pause vom Publikum über Schuld oder Unschuld den Hauptprotagonisten abgestimmt wird, braucht einen solchen Ort.

War das Central zunächst für wenige Monate als Ausweichspielstätte geplant, so wird es wohl längerfristig der zentrale Ort für das Schauspielhaus sein. Der neue Intendant Wilfried Schulz kann erst im Sommer 2017 wieder in das Theater am Gründgens-Platz einziehen. Beelitz hofft, dass Central werde Teil einer neuen „kultigen“ Kulturmeile. Er verweist aufs benachbarte FFT, Tanzhaus, Capitol und auf einen möglichen neuen Theaterort in der alten Botschaft am Worringer Platz, den Nachfolger Schulz plant. Auch das Kulturdezernat soll voraussichtlich ins gegenüberliegende Post-Gebäude einziehen.

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