Premiere: Neuer Ballettabend beginnt sinnlich

Martin Schläpfer hat drei Tanzstücke für die Premiere am Freitag ausgesucht. Er selbst zeigt seine Uraufführung „Nacht umstellt“.

Düsseldorf. Wenn Martin Schläpfer am Freitagabend seinen neuen Ballettabend in der Oper präsentiert, werden drei Stücke zu sehen sein. Zwei Miniaturen und eine Uraufführung von Schläpfer selbst. Diese verspricht thematisch so dicht zu sein, dass sie ein abendfüllendes Programm vermutlich auch alleine auszufüllen verstünde. 70 Minuten dauert die neue Schöpfung des Chefchoreographen der Oper, welcher er den Titel „Nacht umstellt“ gegeben hat.

„Nach den musikalisch eher kleinen Stücken des vergangenen Ballettabends b. 15 wollte ich nun dem Publikum mehr Masse bieten“, sagte Schläpfer. Also entschied er sich für eine, wie er sagt, „Anballung von Musik“, montierte er romantische Werke von Franz Schubert und zeitgenössische, zerklüftete von Salvatore Sciarrino.

„Zu Sciarrino lasse ich die Damen auf der Spitze tanzen“, sagt Schläpfer. „Und die Herren auch.“ Die Zusammenarbeit mit den Tänzern sei „sehr freudvoll“. „Wir haben an diesem Ort eine Kompagnie, die Dinge verwirklichen kann, wie keine andere.“

Schläpfer erzählt wie gewohnt nicht die eine Geschichte, er lässt Bilder emporsteigen. Erschafft Zustände, denen Bühnenbildner Florian Etti, der bereits mit Schläpfer für das Erfolgsstück Brahms Requiem zusammengearbeitet hat, Halt gibt. „Es geht um den Menschen, der in die Welt geworfen wird“, sagt Etti.

„Um die Frage, wie er in ihr zurechtkommt. Der Titel ,Nacht umstellt’ drückt das aus. In der Nacht fühlt man sich nicht aufgehoben.“ Schläpfers Choreographie komme seiner Art zu arbeiten entgegen. „Ich arbeite mit Architektur, nicht mit Dekoration. Bei mir können auch Räume verletzt sein.“

Seiner Uraufführung stellt Schläpfer zwei Werke voller Sinnlichkeit voran, und es kann einem leicht so vorkommen, als sei es ihre Aufgabe, die Wahrnehmungsnerven des Publikums für „Nacht umstellt“ zu lockern.

Der Abend beginnt mit „Afternoon of a Faun“ von Jerome Robbins nach der Musik von Claude Debussy. Tänzer und Tänzerin kosten eine erotische Begegnung aus, die jedoch ohne Folgen bleibt, die vorüberzieht.

Im Anschluss folgt „Without Words“ des niederländischen Ballettmeisters Hans van Manen, dessen Choreographien regelmäßig auf der Düsseldorfer Opernbühne zu sehen sind. Van Manen lässt eine Frau und drei Männer umeinander kreisen, sie lassen sich treiben von körperlichen Sehnsüchten und verlieren doch nie dauerhaft die Kontrolle.

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