Düsseldorf Open Source Festival: "Ein bisschen wie Woodstock ohne Sex"

Das Open Source Festival fand am Samstag zum zehnten Mal statt und war erstmals ausverkauft.

Düsseldorf: Open Source Festival: "Ein bisschen wie Woodstock ohne Sex"
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. „Ich gehe regelmäßig auf Festivals. Aber diese Location ist schon besonders“, schwärmt Besucher Javier. Der weite Blick auf Galopprennbahn und Grafenberger Wald hat es dem Spanier angetan. „Ich bin zum ersten Mal beim Open Source Festival. Aber sicher nicht zum letzten Mal.“ Nicht nur Wetter und Aussicht, auch das Line-Up sorgt für viele zufriedene Gesichter unter den rund 5000 Besuchern.

Auf der Hauptbühne spielen sich die Norweger von Kakkmaddafakka mühelos in die Publikumsherzen. Ohne Pause verausgaben sich die selbst ernannten „Party-Tiere“ eineinhalb Stunden lang in der tief stehenden Abendsonne, hüpfen, tanzen und improvisieren zu eigenen Songs und raffinierten Coverversionen von Bob Marley bis Bailando. Passend zur ausgelassenen Stimmung flattern Seifenblasen und Konfettistreifen durch die Luft.

Sehr viel schwermütiger und eindringlicher geben sich im Anschluss die Rocker von Death Cab For Cutie. Ihr Sound ist zu sperrig, um stadion- und massentauglich zu sein. Trotzdem, oder vielmehr gerade deswegen, haben sich die Amerikaner auch hierzulande eine veritable Fangemeinde erspielt.

Dass sämtliche beim Festival auftretenden Bands wenn überhaupt nur eine Nebenrolle in den Verkaufscharts spielen, gefällt Besucherin Azra Becirevic. „Jedes Jahr entdecke ich hier eine Handvoll Bands, die ich noch nicht kannte.“ Eine dieser Neuentdeckungen ist die Folkband „The Tame and the Wild“. Die fünf Luxemburger stöpseln für ihre Zugabe ihre Instrumente ab und mischen sich unter das Publikum. Die melodiöse Unplugged-Einlage sorgt für einen intimen Gänsehautmoment.

„Wegen dieser sehr familiären Stimmung komme ich jedes Jahr“, sagt Besucherin Katharina Meißner anschließend begeistert. Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel feiert mit Ehefrau Vera einen „tollen Festival-Sommerabend“, wie er auf seiner Facebookseite schreibt. „Ihr habt ja doch mehr zu bieten als die Hosen“

Neben vielen internationalen Acts spielen auch die beiden Düsseldorfer Bands Honig und Sex in Paris, Texas auf der Hauptbühne. „Düsseldorf hat ja doch mehr zu bieten als die Hosen“, sagt Nicolas Janssen, der mit seinen Freunden aus Utrecht angereist ist. Musikalisch hat er nichts auszusetzen, „aber die Getränkepreise sind schon sehr hoch.“ Für ein 0,33 Liter Glas Pils werden 3,50 Euro fällig. „Wer wie wir von mittags an hier ist, zahlt ein halbes Vermögen. Denn beim Einlass wird einem alles abgenommen.“

Nicht mit den Preisen, sondern dem Publikum hadert Studentin Nadine. „Vor der Bühne schreiben viele lieber Handy-Nachrichten oder schießen Selfies, anstatt in Ruhe die Konzerte zu genießen.“ Bei Facebook kommentiert ein Besucher süffisant: „War ein bisschen wie Woodstock - nur ohne Drogen, ohne Sex und ohne Spaß.“

Pünktlich zum zehnten Geburtstag ist das Festival erstmals in seiner Geschichte ausverkauft, Kurzentschlossene gehen an der Tageskasse leer aus. Dabei steckte die Veranstaltung im vergangenen Jahr noch in den Negativ-Schlagzeilen: Zu wenig Kartenverkäufe, zu hoher Eintrittspreis und Kritik am Line-Up mit Max Herre als kommerziellen Hauptact.

Ob das Festival seinen runden Geburtstag überhaupt begehen könne, stand danach in den Sternen. Erst diverse Finanzspritzen machten eine Fortsetzung möglich, die Stadt Düsseldorf steuerte 110 000 Euro bei.

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