NRW-Forum: Die Pariser Modewelt im Ehrenhof

Azzedine Alaïa studierte Bildhauerei und wurde Modedesigner. Das NRW-Forum widmet ihm ab Juni eine Schau.

Düsseldorf. Wer den Meister treffen möchte, braucht Zeit. Sehr viel Zeit. Azzedine Alaïa schätzt die gepflegte Unterhaltung, schläft wenig und arbeitet immerzu, weswegen sein Besuch auch schon mal ein, zwei, drei Stunden auf ihn warten muss. Da Petra Wenzel und Werner Lippert, die Leiter des NRW-Forums, jedoch seit Jahren hofften, einmal mit dem großen Couturier zusammenzuarbeiten, kam es auf ein paar Stunden mehr oder wenig nicht an. Ende 2011 wird ihre Geduld belohnt. Fotografin Bettina Reims, der Lippert und Wenzel vor acht Jahren eine Retrospektive widmete und die zu einer guten Bekannten wurde, stellt den Kontakt zu Alaïa her. Die Düsseldorfer Ausstellungsmacher treffen den umtriebigen Designer in seiner Residenz im Pariser Marais und verabreden, seine Mode, die mehr Skulptur denn Kleid ist, am Rhein zu präsentieren. Ab dem 8. Juni ist die Schau „Alaïa. Azzedine Alaïa im 21. Jahrhundert“ im NRW-Forum zu sehen. Unter eben diesem Titel hatte das Groninger Museum bereits im vergangenen Jahr die Kunstfertigkeit Alaïas in einer Ausstellung gefeiert.

Berühmt gemacht hat den gebürtigen Tunesier sein spezieller Blick auf den Körper der Frau, den er seit den 80er Jahren erfolgreich in textile Wunder einnäht, die ein kleines Vermögen kosten. Leder und Reißverschlüsse modisch zu verarbeiten, war seine Idee, und angeblich legt er bis heute an jeden seiner Entwürfe selbst Hand an. Er allerdings trägt nur chinesische Seidenanzüge. „Ich habe ihn nie in etwas anderem gesehen“, sagt Werner Lippert.

Eine Begegnung mit Alaïa ist schon deshalb ein Erlebnis, weil man zumindest für einen Augenblick Teil eines exklusiven Kreises wird. Es kann gut sein, dass Mitglieder der Picasso-Familie hereinspazieren oder Naomi Campbell spontan hallo sagt. „Man wird in der Küche empfangen, wo ein Koch für alle Mitarbeiter Essen zubereitet“, erzählt Lippert. Alaïa bewohnt in Paris im angesagten jüdischen Marais-Viertel eine ehemalige kleine Fabrik. Dort arbeitet und lebt er. Und so gern der Herr des Hauses in seinem privaten Umfeld das Tamtam schätzt, so zurückhaltend gibt er sich nach außen. Höchstens zwei Kollektionen vollendet er pro Jahr, die er einem kleinen Kreis unter Ausschluss der Öffentlichkeit präsentiert. In einem Interview sagte der Designer einmal, wer mehr als zwei Kollektionen pro Jahr zuwege bringe, sei an Marketing nicht aber an guter Mode interessiert.

Dass Models zur Eröffnung der Ausstellung im NRW-Forum die Exponate vorführen, tauchte bei der Planung nicht mal als vage Idee im Kopf von Lippert auf. „Wenn man Alaïa mit so etwas kommt, kann man sich gleich wieder verabschieden. Modeschauen auf Rosenblüten sind ganz und gar nicht seine Sache.“

Mehrfach sind Lippert und Wenzel in den vergangenen Monaten nach Paris gereist, um die Schau zu besprechen. Und haben sich dabei so manche Nacht um die Ohren geschlagen. „Alaïa ist ein Nachteule. Ein Treffen mit ihm beginnt meist spät und kann gut und gerne schon mal bis fünf Uhr morgens dauern“, sagt Werner Lippert.

Zur Eröffnung der Ausstellung reist Alaïa Azzedine nach Düsseldorf an. Das dürfte dann wieder eine lange Nacht für Gäste und Gastgeber werden.

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