Musik made in Düsseldorf

In Bilk sitzt ein kleines Plattenlabel, das sich um Bands ohne Starallüren kümmert.

Düsseldorf. Wer in Düsseldorf guten Musikgeschmack sucht, der findet ihn im Erdgeschoss des Hauses 57 an der Merowingerstraße. Dort sitzt Jörg Timp an seinem Schreibtisch und kümmert sich um Musikfans, deren Passion nach Platz 100 der Charts nicht aufhört. Er ist Chef des Plattenlabels „Make my day records“. Die großen Namen sucht man vergebens: Von Timps Bands spielt keine vor 15 000 Zuschauern. „Und ich kann keinem Musiker sagen: Hier hast du 10 000 Euro. Jetzt nimm mal schnell ‘ne Platte auf.“ Dafür jedoch ist Timps Label so richtig schön „Indie“, wie es im Jargon der Szene heißt: klein, unabhängig, fein.

Im inneren Zirkel der Drei-Mann-Firma existiert eine Beziehung zur Musik, die über das Berufliche weit hinausgeht. Es ist eine Liebe mit Tendenz zur Manie. Und sie begegnet einem überall im Labelbüro: Auf Timps Nase in Form einer dicken Buddy-Holly-Brille. Auf seinem Kopf mit dem zur Elvis-Tolle geschmalzten Haar. Und in Schränken mit Stapeln von CDs und Schallplatten. Sogar der Name des Labels klingt nicht nach „Trademark“, sondern locker und fröhlich: „Make my day“ heißt frei übersetzt „Verschönere mir meinen Tag“. Und Timp sagt, er hat sehr viele schöne Tage mit seinen derzeit 16 Bands. Sie kommen aus Europa und den USA, heißen Caspian, Winding Stairs oder Pleasants und spielen progressiven Rock, anspruchsvollen Indie-Pop oder Folk.

„Natürlich haben wir auch Fehler gemacht“, sagt der 44-Jährige, der vor der Label-Gründung auch mal Fan-Shirts der Toten Hosen bedruckte. Er überschätzte Bands und setzte „eine Menge Geld in den Sand“. Er trennte sich von Bands, die nach zwei gut besuchten Konzerten Starallüren bekamen. Und er musste sich von einem Musiker kurz vor dessen Albumproduktion sagen lassen: „Ich steige aus und will studieren.“

Es ist der Preis, den Timp dafür zahlen muss, wenn er sich bei der Wahl seiner Klientel stets am Bauchgefühl orientiert. Aber oft genug passt es eben. Und dann kommt der Stolz: „Etwa wenn ich sehe, dass sich eine Gruppe wie Caspian den Hintern abspielt, ihr Ding durchzieht — und plötzlich in Musikmagazinen besprochen und für größere Clubs gebucht wird.“ In diesen Momenten sieht er, dass seine Wahl die richtige war.

Und wenn es mal eng werden sollte, kann er sich auf seine Promotion-Agentur verlassen. Die kümmert sich um die Düsseldorfer Punk-Überflieger Broilers oder den alten Blues-Haudegen Tom Waits.

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