Musicalpremiere: Shrek — Liebe in Knatschgrün

Das Musical feierte im Capitol Premiere. Viele Zuschauer kamen verkleidet — und waren begeistert.

Düsseldorf. Selten kommt es vor, dass es schon vor Beginn der Vorstellung im Theater vor Kostümierten wimmelt. Und nicht etwa auf der Bühne, sondern auf dem Parkplatz, im Foyer und an den Theken. Für die Premiere von „Shrek — das Musical“ am Sonntagabend im ausverkauften Capitol Theater haben sich viele Gäste in Schale geworfen.

Die Frauen tragen grüne Kleider, die Männer grüne Sakkos oder Einstecktücher. Manche sehen den Hauptfiguren, dem Oger Shrek und der Prinzessin Fiona, mit ihren Perücken, den geschminkten Gesichtern und den Haarreifen mit trötenförmigen Oger-Ohren sogar zum Verwechseln ähnlich. Ein Ausdruck der Sympathie — und einer fast kindlichen Vorfreude auf das Programm.

Das beginnt dann ganz anders, als es Kenner des Animationsfilms, auf dem das Musical basiert, erwartet hätten. Die Geschichte setzt in Shreks Kindheit an. Im Alter von sieben Jahren wird er von seinen Eltern auf die Straße gesetzt.

Er soll sich in der Welt allein zurechtfinden, so ist es eben üblich in Ogerfamilien. Zur gleichen Zeit sperrt das Königspaar ihre kleine Tochter Fiona in einen von einer Drachendame bewachten Turm. Dort soll sie warten, bis sie von einem Prinzen standesgemäß gerettet wird und in ihm ihre wahre Liebe findet. Die Zeit vergeht, beide werden erwachsen. Und die Geschichte nimmt ihren weithin bekannten Lauf.

Obwohl es eigentlich unfair ist, das Musical streng auf Parallelen zur Filmvorlage zu prüfen, kommt man als Zuschauer nicht an dem Vergleich vorbei. Doch in diesem Fall profitiert das Stück davon. Denn es ist erstaunlich, wie die Macher es verstanden haben, den Stoff ohne größere Abstriche auf der Bühne zu realisieren. Vor allem die Kulisse verblüfft in jeder Szene von Neuem. Den Hintergrund bildet eine riesige LED-Wand, auf die mal Landschaften, mal ein finsteres Verlies, mal Shreks Sumpf projiziert werden.

Gemeinsam mit Baumstümpfen, Felsen und von Nebel umwaberten Turmspitzen erwecken sie die Fantasiewelt zum Leben. Sogar die Drachendame wurde detailgetreu nachgebaut. Sie wird von Statisten wie eine Marionette bewegt, die Stimme leiht ihr Deborah Woodson.

Womit wir bei den großartigen Darstellern angelangt wären. Andreas Lichtenberger überzeugt als grantiger Oger Shrek, der sich im Innern nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung sehnt. Bettina Mönch mimt eine Prinzessin, an der die einsamen Jahre im Turm nicht spurlos vorbeigegangen sind. Shrek bringt ihren Geisteszustand bei der ersten Begegnung auf den Punkt: „Wieso zieh’ ich eigentlich immer die Bekloppten an“, klagt er und bringt die Zuschauer zum Johlen.

Abgerundet wird die Cast von Andreas Wolfram als Shreks herrlich aufgedrehter Gefährte Esel, Carsten Lepper, der den von Komplexen geplagten kleinen Lord Farquaad auf Knien spielt, und dem Ensemble aus Märchenfiguren wie Pinocchio, Frau Holle und dem hässlichen Entlein.

Kurzum: Die Erwartungen des Publikums, das sich offenbar so sehr auf ihren Helden gefreut hat, werden nicht enttäuscht. Nach drei Stunden voller Humor und nach stehenden Ovationen verlassen die Zuschauer den Saal in dem Wissen, dass auch ein etwas anderes Märchen ein Happy End haben kann. Und dass wahre Liebe manchmal nicht rosarot, sondern knatschgrün ist.

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