Museumschefin will einen Spielplatz vor dem K 20

Düsseldorf. Marion Ackermann möchte den Menschen zu mehr Bewegung verhelfen und so Plätze beleben. Die WZ traf die K-20-Hausherrin zum Interview.

„Das Kind, die Stadt und die Kunst“ nennen Sie Ihre Schau im Schmela-Haus des Aldo van Eyck und konzentrieren sich dabei auf die Spielplätze, die der niederländische Architekturvisionär gebaut hat. Was verfolgen Sie damit?

Ackermann: Wir wünschen uns von diesem Projekt Impulse für das reale Leben. Aldo van Eyck bewertet den Spielplatz nicht als eingezäunten Ort für Kinder. Er entwarf mehr als 700 öffentliche Spielplätze für Amsterdam, legte sie als minimalistische Stadtskulpturen an und bezog Kinder wie Erwachsene mit ein. Heute werden ja die Kinder ausgegrenzt.

Was war das Revolutionäre an seinen Ideen?

Ackermann: Er wollte mit abstrakten, minimalistischen Skulpturen wie Betonsockeln oder Kreisen neues Leben in die Stadt bringen. Es ist hochbrisant, daran zu erinnern, dass es in Amsterdam, Rotterdam oder Kopenhagen nach dem Krieg Ansätze gab, durch Spielplätze die Orte zu verändern. In den zerbombten Städten hatten die Kinder zwangsläufig riesige Flächen zur Verfügung und nahmen sie in Beschlag.

Sie haben den tristen, mit Platten belegten Grabbeplatz vor der Nase, auf dem sich schon beim ersten Sonnenstrahl sehr viele Menschen aufhalten. Was soll da Ihre Schau?

Ackermann: Wir hoffen auf politische Impulse im Jahr des Düsseldorfer Stadtjubiläums. Wir möchten zum Nachdenken anregen, damit aus der Ausstellung Veränderungen erwachsen.

Bei uns sind Spielplätze oft kleine Ghettos hinter Zäunen. Was schätzen Sie an Aldo van Eyck?

Ackermann: Seine Formen haben mit Kunst zu tun, sind von de Stijl usw. beeinflusst. Er wollte der Imagination des Kindes den größtmöglichen Raum geben. Die Spontaneität und Offenheit der kindlichen Imagination sind für ihn wichtige Kräfte in der modernen, funktionalistischen Gesellschaft. Er sah Architektur aus der Perspektive der Kinder, auch der kleinsten Kinder. Wir haben mit der Tochter Aldo van Eycks gesprochen. Auf ihrem Weg nach Hause kam sie einst an vielen Spielplätzen wie auf einem Parcours vorbei. Das heißt, die ganze Stadt war durchdrungen von Elementen der Bewegung. Es wäre wunderbar, wenn man heute bei der Stadtplanung die Bedeutung des Kindes mehr berücksichtigen würde.

Werden wir konkret: Wem gehört der Platz vor K20 mit dem so genannten Schmalenbach-Bächlein?

Ackermann: Der Stadt. Die Grenze zwischen Stadt und Land liegt direkt an der Fassade. Die Architekten der Kunstsammlung haben ein Urheberrecht auf die Gestaltung des Platzes, aber es ist städtischer Grund. Der Brunnen ist von den Architekten entworfen, aber er gehört der Stadt. Ich träume davon, dass der Grabbeplatz neu aufgeladen wird, denn es muss auch freie und inspirierende Zonen für die Menschen geben, nicht nur für Autos.

Wie soll der neue Grabbeplatz sein?

Ackermann: Wir möchten zunächst die Vorstellungen der Stadt kennen, bevor wir selbst Ideen entwickeln. Die Stadtplaner wollen möglicherweise den Verkehr etwas anders leiten. Soviel steht fest: Der Austausch der Wasserpumpe für das kleine Wasserbecken lohnt sich nicht mehr, das würde 50 000 Euro kosten. Das Geld kann man in etwas anderes investieren.

Wie steht es mit der Finanzierung?

Ackermann: Die Spielplätze des Aldo van Eyck waren nicht teuer. Er benutzte einfache Formen, aus Beton gegossen, aus Holz, aus Aluminiumrohren. Vielleicht sollte man zunächst einen Spielplatz von Kindern selbst bauen lassen. Als temporäres Projekt. Im Sommer etwa. Das könnte ich mir als ersten Schritt vorstellen, um weiter zu kommen, die Gedanken anzuregen und das Bewusstsein zu verändern. Es geht auf dem Grabbeplatz um einen recht unwirtlichen Ort, der neu belebt werden könnte, an dem Kinder und Erwachsene zusammen kommen.

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