Mehr als nur ein süßer Schoßhund

Schon seit über 250 Jahren werden Möpse mit Porzellan geehrt. Das Hetjens-Museum erzählt eine Kulturgeschichte des Kulthundes.

Was haben Glamourgirl Paris Hilton, Hollywood-Schauspielerin Jessica Alba oder Popstar Justin Bieber gemeinsam? Sie lieben Möpse. Und verkörpern damit einen Hype, der seit Jahren anhält. Ob in You-Tube-Videos, in der Werbung oder in öffentlichen Parks: Der Mops zählt zu den Kulthunden unserer Zeit. Der Grund: Er gilt als süß und knuddelig, lässt sich auf den Schoß nehmen oder in der Handtasche tragen.

Doch der Mops ist mehr als ein süßer Schoßhund. Vielmehr gehört er zur europäischen Kulturgeschichte. Das zeigt nun eine Ausstellung im Hetjens-Museum. Der Titel: „Garantiert stubenrein! Möpse aus Meissener Porzellan und ihre Freunde“.

Mehr als nur ein süßer Schoßhund
Foto: Horst Kolberg

Als besonderer Hingucker erweist sich der kleine Mops-Salon, den Kurator Wilko Beckmann im Ausstellungsraum eingerichtet hat. Ob auf dem Teppich, auf Rokoko-Stühlen oder vor dem Spiegel: Überall sitzen die Vierbeiner aus Porzellan. Eine originelle Idee, verweist der Salon doch auf die adeligen Herrschaftszimmer, in denen der Mops populär wurde. Es begann im 18. Jahrhundert. Gräfin Brühl, die Ehefrau des sächsischen Premierministers, ließ ihren Mops in Porzellan gießen. Sie beauftragte Johann Joachim Kändler, den bedeutendsten Modellmeister der Meissener Manufaktur. Kändler und seine Modelleure experimentierten weiter. Sie kreierten Möpse in allerlei Größen, Formen und Farben. Klitzeklein oder lebensgroß. Weiß, braun oder gepunktet. Stehend, sitzend, oder liegend. Auch die Gesichtsausdrücke erscheinen vielfältig: grimmig, traurig, oder erwartungsfroh. Drapiert in mehreren Vitrinen und angereichert mit übersichtlichen Erläuterungen. Mehr als 60 Varianten präsentiert die Schau insgesamt.

Skurril: Die Mops-Manie im 18. Jahrhundert ging sogar so weit, dass sich ein Mopsorden gründete. Ernst war das nicht gemeint, vielmehr als Parodie auf die seinerzeit beliebten Freimaurerlogen. Da Papst Clemens XII. im Jahr 1738 verfügte, alle Freimaurer zu exkommunizieren, engagierten sich vor allem Katholiken im Mopsorden. Und Frauen, die ohnehin nicht an Logen teilnehmen durften. Den Kult um den Mopsorden hat Kändler auch in „weißes Gold“ gegossen. Herausgekommen sind eindrucksvolle Figurengruppen. Eine Dame mit buntem Reifrock. Ein Kavalier küsst ihre Hand, während ein Diener ihr den Kaffee serviert. Und wer sitzt in der Mitte auf dem Schoß der Dame? Richtig, der Mops. Doch Kändler setzt den Mops auch als Opfer von Gewalt in Szene. Ein bunt kostümierter Harlekin hält den Hund im Arm und missbraucht seinen Schwanz als Drehleier. Vermutlich als Satire auf die Musiker gedacht. Der Witz bleibt allerdings im Hals stecken.

Und heute? Da huldigt Meissen wieder dem Mops-Hype. Und zwar klein und handlich. Für die hauseigene Couture-Kollektion wurden Mopsanhänger aus Porzellan entworfen. Auch sie sind in Vitrinen zu bewundern. Kurzweilig und tiefgründig erzählt die Düsseldorfer Schau eine kleine Kulturgeschichte der Möpse. Sie eröffnet heute um 18 Uhr. Als Ehrengast erscheint High-Society-Lady Uschi Ackermann mit „Sir Henry“, Deutschlands bekanntestem Mops.

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