"Mayumana": Temporeiche Show spielt mit der Zeit

Das israelische Musical ist eine ziemlich perfekte Komposition von Tanz, Musik und solidem Humor.

Düsseldorf. Schon ewig bemühen sich Philosophen und Literaten, das Wesen der Zeit zu ergründen. Und dabei geht es bei großen Denkern wie Immanuel Kant und Martin Heidegger, Marcel Proust und Thomas Mann meist äußerst komplex zu. Wie man sich der ganzen Angelegenheit etwas simpler nähern kann, haben sich israelische Künstler überlegt und entschieden, nicht gleich das ganze Wesen, aber zumindest das Mysterium der Zeit begreifbar zu machen. Dazu entwarfen sie eine Musikshow, die gegenwärtiger nicht sein könnte. Sie nannten das Ganze „Mayumana“ und touren derzeit durch Europa, noch bis Sonntag ist das Ensemble im Capitol Theater an der Erkrather Straße zu sehen.

Ganz voll ist der Saal nicht bei der Premiere am Dienstagabend, aber die Tänzer, Sänger und Musiker, die da auf Bühne ein beeindruckend dynamisches Programm abliefern, sind Profis — sie bieten eine perfekte Show, als hinge alles von diesem einen Abend ab.

Ausgangspunkt der kleinen Geschichte ist eine Fliege, der es vorkommt, als bewegten sich die Menschen im Vergleich zu ihr in Zeitlupe. Welche Fehleinschätzung — und sogleich signalisiert die Provokation des Insekts den Künstlern auf der Bühne: Los geht’s, wir zeigen, was wir drauf haben. Und das ist eine ganze Menge, denn das akrobatische Ensemble beherrscht nicht nur die modernen Tanz- und Bewegungsformen und präsentiert sie einem ungeheuren Tempo, sondern es ist außerdem seine eigene Band. Aus einer Tänzerin, die gerade noch live auf der Bühne Gitarre gespielt und gesungen hat, werden plötzlich ein, zwei, drei Musikerinnen. Ein Computer vervielfältigt die eine Künstlerin und projiziert sie auf eine Leinwand, er erschafft auf diese Weise die Illusion von der Gleichzeitigkeit, der ein ganzes Orchester erwächst. Eine moderne Spielerei und fast schon eine Hommage an die Möglichkeiten der neuen Medienwelt.

Vor einer Werkstattkulisse liefern die Künstler zu rockigen und ziemlich lauten Kompositionen eine perfekte Darbietung ab, die von solidem Humor geprägt ist und auch (Achtung!) von Mitmachaktionen der Zuschauer. Die mochten es, und als sie die Künstler nach einer Stunde fünfzehn feiern, erheben sie sich von ihren Plätzen.

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