Lyrikerin Granderath: „Ich hab’ den Hang zu kantigen Wörtern“

Pamela Granderath ist eine Institution: Sie schreibt Lyrik, moderiert Poetry Slams und vermittelt literarisches Texten.

Düsseldorf. Dieses Bild trifft sie sehr genau. Es zeigt, für was Pamela Granderath, die Düsseldorfer Lyrikerin und Literaturvermittlerin, steht: Die Augen hat sie geschlossen, sie blickt nach Innen.

Auf dem T-Shirt steht „Fuck Fashion“. In der Modestadt ein klares Statement. Fotograf Thomas Stelzmann hat das Porträt auf einen fotografierten Dielenboden montiert. In der Ritze steckt ein Bleistiftstummel.

So, wie es Granderath selbst in einem Gedicht beschrieben hat. Mit einem Bleistift auf schönem Papier — ganz klassisch.

„Die Texte stehen für mich. Es wird zu viel Wert auf Äußerlichkeiten gelegt“, erklärt sie ihren Auftritt in der Reihe der Düsseldorfer Autorenporträts, die Stelzmann für das Literaturbüro NRW aufgenommen hat. Noch bis kommenden Mittwoch sind die Bilder im Heine-Institut in der Ausstellung „Rollenspiele“ zu sehen.

Düsseldorfer Autoren

Granderath empfindet es als großes Geschenk, dass sie Menschen für Gedichte begeistern kann. Auch wenn sich mit Lyrik nicht viel Geld verdienen lässt, wie sie aus eigener Erfahrung weiß. Die Düsseldorferin ist seit Jahren auch als Moderatorin unterwegs.

Sie steht für die Poesieschlacht im Zakk, war selbst lange als Slammerin unterwegs. In Workshops und Schreibwerkstätten bringt sie jungen und alten Menschen bei, wie aus ihren Gedanken und Gefühlen Literatur wird. „Jeder hat die Fähigkeit, Inneres aufzuschreiben“, erklärt sie. Wenn Jugendliche Wörter wie „Klappkaribik“ für Sonnenbank schöpfen, dann ist das für Granderath wertvoll. Eine Unterscheidung in richtige und nicht richtige Literatur gibt es bei ihr nicht.

Sie selbst habe einen Hang zu kantigen Wörtern. Praktizieren, so etwas bleibt hängen und rutscht nicht durchs Ohr, sagt sie. Oder Krustenbraten. Manchmal kann sie auf Zuruf ein Gedicht verfassen. Und manchmal schleppt sie im Kopf einen Satz lange mit sich rum.

„Aber wenn der Lyrikspeicher voll ist, dann muss etwas abgelassen werden.“ Granderath schreibt mit Bleistiften in ein kleines Buch. Gerne unterwegs oder in der Straßenbahn. „In der Dichterstube ist eben nicht so viel los“, sagt sie. Am Versmaß arbeitet sie dann aber konzentriert zu Hause. Vieles ist konstruiert, sie begeistert sich für Konkrete Poesie. Auch die Typographie, das Erscheinungsbild ihrer Wörter und Zeilen ist der Dichterin wichtig.

1995 hat sie ihren ersten Gedichtband veröffentlicht. Doch schon als Schülerin hat sie Reime in Kinderbüchern geliebt. „Lyrik gilt als schwer verdaulich. Aber es ist eine unterhaltsame Form, es gibt Schüttelreime oder Spottverse.“ Allerdings habe sich in den vergangenen Jahren viel getan. Mit den Poetry Slams, die allerorten veranstaltet werden, kann sich jeder auf der Bühne beweisen und das Publikum entscheidet, was gefällt.

„Das ist ein Quantensprung für Autoren“, erklärt Granderath, eine der Pionierinnen auf diesem Gebiet. Literatur unter die Leute zu bringen, das ist ihre Mission. So hat sie gerade ein neues Format etabliert: Im August moderiert sie drei Autorenlesungen in Düsseldorfer Hinterhöfen. Bei freiem Eintritt. Auch dafür steht Pamela Granderath.

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