Leon Fleisher ist der Phönix am Piano

Der amerikanische Pianist gastiert mit dem Signum-Quartett im Schumann-Saal. Vorher gibt der berühmte Gast Unterricht.

Düsseldorf. Sie sind Kult: die aus den 50er und frühen 60er Jahren stammenden Aufnahmen großer Klavierkonzerte, die der amerikanische Weltklasse-Pianist Leon Fleisher, Jahrgang 1928, mit dem zu den US-amerikanischen „Big Five“ gehörenden Cleveland Orchester unter Leitung des damaligen Pultstars George Szell produzierte. Fleisher gehörte damals zu den Stars der Klavierszene.

Dann verdüsterte ein Schicksal physiologischer Art seine so glänzende Karriere: eine chronische Verkrampfung der rechten Hand. 30 Jahre lang konnte der einstige Tasten-Virtuose mit ihr nicht mehr Klavier spielen und musste sich auf das Repertoire für die linke Hand verlegen.

Als erstklassiger Musiker, der er ja geistig und teilweise physisch immer noch war, wurde er einer der brillantesten Interpreten von Maurice Ravels Klavierkonzert für die linke Hand. Aber der Traum vom Spielen des beidhändigen Repertoires war nicht ausgeträumt. Mitte der 90er Jahre kam plötzlich die Erlösung in Form einer neuartigen Therapie mit dem Nerven lähmenden Stoff Botox. Wie Phönix aus der Asche entstieg Fleisher seinem jahrzehntelangen Tief. Er ist der erste lebende Pianist, der in die American Classical Music Hall of Fame aufgenommen wurde.

In Düsseldorf war er seitdem schon mehrmals zu Gast, und immer wieder schenkte er dem Publikum ein herzbewegendes Musikerlebnis. Ganz so virtuos wie bei den jüngeren Kollegen spurten die Finger bei dem heute 84-Jährigen zwar nicht mehr über die Tasten, doch besitzt dessen Spiel ein Ausdrucksreichtum, der dem Wesen der Werke näher kommt als jeder Geschwindigkeitsrekord.

Beim bevorstehenden Konzert mit dem Signum-Quartett muss Fleisher übrigens einen gewaltigen Brocken bewältigen, denn der Klavierpart in Johannes Brahms’ Quintett f-Moll op. 34 für Klavier und Streichquartett erfordert vom Pianisten vor allem im stürmischen Finale enorme Fingerfertigkeit.

Fleishers Düsseldorfer Besuch ist zugleich auch eine Begegnung mit Düsseldorfer Musikern, denn die beiden Violinistinnen des Quartetts Kerstin Dill und Annette Walther haben bei Ida Bieler an der Robert-Schumann-Hochschule studiert. Das junge Ensemble ist unter anderem bekannt für Uraufführungen, die den Komponisten Freude machen. So gab es beispielsweise schon Lob von Wolfgang Rihm und Jörg Widmann.

Dem Nachwuchs widmet sich Fleisher am Dienstag und am Mittwoch: In Meisterkursen unterrichtet er Musikstudenten in der Robert-Schumann-Hochschule. Wer den Meister live erleben möchte, ist jeweils um 16 Uhr in der Fischerstraße willkommen.

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