Kunstakademie: Nur noch ein halber Sommerrundgang

Nach einem Rückzieher und heftigen Protesten des AStA lädt die Kunstakademie doch noch zum Rundgang ab Donnerstag.

Kunstakademie: Nur noch ein halber Sommerrundgang
Foto: Maja Hitij, dpa

Düsseldorf. Nicolas Sippel ist sauer. Der Kunststudent erfuhr viel zu kurzfristig, dass es keinen Sommerrundgang gibt. Er hatte sich so viel Mühe gemacht, einen Raum im Raum gebaut, Parkett, Zwischendecken und Lampen gelegt, um mit honiggelben Mini-Pyramiden und spitzen Strahlen wie vom amerikanischen Ein-Dollar-Schein eine heilige Stimmung herbeizuzaubern. Tim Löhde hatte einen Konzertflügel freigestellt und eine Komposition nach der Seikilos-Stele aus Altgriechenland geschaffen. Und nun sollte er den Abschluss allein feiern? Sippel packte seine sieben Sachen. Es sei sowieso im Haus alles bloße Fassade. „Große Name, großer Kern, wenig Substanz“, knurrte er über die Lehranstalt. Gestern meldete sich Rektorin Rita McBride bei der WZ und revidierte: Ab Donnerstag sei nun doch Einlass für das Publikum, für drei Tage, von 10 bis 20 Uhr. Hüh und hott also am Eiskellerberg.

Vanessa Sondermann, zuständig für die Öffentlichkeit, hielt das Publikum außen vor, und zwar ohne Begründung. Als ein Absolvent der Gursky-Klasse davon erfuhr, meldete er sich sofort bei der Rektorin. Sie habe versprochen, sie wolle sich um eine Öffnung kümmern. Nichts geschah. Stattdessen ließ der Kanzler verkünden, es gebe auch keinen offenen Sonntag mehr, weder für Studenten noch für Besucher. Und nach 22 Uhr sei das Haus geschlossen. Damit scheint er allerdings nicht ganz durchzugreifen, denn Professor Robert Fleck erklärt im WZ-Gespräch, die Schließung gelte für Studenten ohne Schlüssel. 400 von 450 Studenten hätten aber weiterhin einen Schlüssel. Und warum so wenig Öffentlichkeit? Fleck: „Wir wollen nicht mehr einen so großen Rummel haben.“ Im Internet steht daher keine Silbe von einem Sommerrundgang.

Der AStA hatte tüchtig gewettert. Nach einer ersten Sitzung folgt heute Nachmittag eine Vollversammlung. Der Protest im Haus ist groß. Didier Vermeiren, Professor für Bildhauerei, der eine intensive Bindung zu seinen Studenten hat, weiß nichts von der Kehrtwende der Rektorin. Sein Absolvent Johannes Leidenberger schuf einen museumsreifen Raum. Und selbst die Klasse stellte eine ganze Ausstellung zusammen. Vermeiren traurig: „Ein Studio nur für uns, das ist schade.“ Jetzt kann er sich ein bisschen freuen.

Was die Leitung der Kunstakademie geritten hat, den Sommerrundgang herunterzufahren, ist nicht ganz einsichtig. Denn der Tüv nahm die Räume wie immer ab und kontrollierte die „Arbeitssicherung“. Der ehemalige Tutor der Anzinger-Klasse schüttelte über des Hin und Her nur den Kopf: „Wir haben zehn Jahre daran gearbeitet, dass der Sommerrundgang funktioniert, dass er einen ähnlichen Level wie der Winterrundgang hat. Und dann sagen die einfach nööö.“

Was die Studenten wurmt, sind zugleich die fehlenden Feten. Selbst die Gursky-Klasse darf ihr berühmtes Abschluss-Fest nicht mehr in der Akademie begehen. Sie hat jetzt den Salon des Amateurs gemietet.

Nur einer ist froh über den Mini-Rundgang, der zum Arbeitsabschluss-Rundgang degradiert ist: Julius Linnenbrink aus der Grosse-Klasse. Der Absolvent hat zugleich einen ersten Höhepunkt seiner Karriere erreicht. Seine Gemälde in einem Raum, den er ganz allein hat, sind malerisch, dynamisch in der Bewegung der Farben und in ihrer Mehrschichtigkeit. Er selbst freut sich über die unerwartete Ruhe. Die Ansage, dass das Publikum doch noch kommen dürfe, findet er sowieso viel zu kurzfristig.

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